Unser Armutsbericht
(geschrieben 2019)
Liebe T., wenn ich an Menschen denke, die mir der HERR völlig unerwartet , aber rechtzeitig zur Unterstützung sandte, dann denke ich auch an Sie, wie ich durch das Fenster des Jugendraums blickte und Sie über den Hof kommen sah.
Wir waren gerade zu viert versammelt, um einen eigenen Armutsbericht zu verfassen. Die EKD hatte im Juni 2006 einen veröffentlicht, der fast ausschließlich von Professoren verfasst worden war und über den ich mich sehr geärgert hatte. Sie als Sozialarbeiterin und eine der ersten Ehrenamtlichen des Projekts "ZusammenLEBEN waren nicht nur bei der Fertigstellung des Berichts eine wertvolle Hilfe, sondern fuhren auch mit zum Kirchentag nach Köln, wo wir unseren Bericht unserem Bischhof Wolfgang Huber als dem damaligen EKD-Ratsvorsitzendem übergaben und an einem eigenen Stand auf dem Markt der Möglichkeiten verteilten. Dem Bundesarbeitsminister Müntefering und Katrin Göring-Eckardt konnte ich ihn persönlich übergeben. Zu all dem hatten Sie Zeit, weil Sie gerade arbeitslos geworden waren. Nachdem Sie alles, was man zu Hause in Ordnung bringen kann, erledigt hatten, war Ihnen der Einfall gekommen, uns mal wieder in Marzahn zu besuchen. Und sofort hatten wir für Sie die rechte Arbeit, für Sie als Fachfrau.
Es hat nicht lange gedauert und Sie hatten wieder neue Arbeit, dieses Mal noch weiter weg von uns. Wir blieben noch eine Weile in Verbindung, doch jetzt haben wir lange nichts von einander gehört. Unser Armutsbericht ist immer noch im Internet zu lesen. Über die Jahre ist er schon von vielen angesehen worden. Eine kurze Reaktion darauf haben wir nur von dem damaligen stellvertretenden Leiter der Kammer der EKD für Soziale Ordnung und späteren EKD-Ratsvorsitzenden Bedforth-Strohm bekommen. Ein Artikel über unsere Aktion erschien damals in der Zeitschrift „Publik Forum“, woraufhin ich einen Anruf aus Güstrow erhielt. Sonst nichts in all den Jahren. Aktuell ist unser Bericht aus meiner Sicht immer noch und für mich bleibt Ihr Kommen und Ihre Mitarbeit eine der glücklichen „Fügungen des Himmels“, die ich erleben durfte.
Himmlischer Vater, immer wieder habe ich es erlebt, dass Du uns in der Gemeinde Menschen vorbeischicktest, die uns gerade zu dieser Zeit so gut unterstützen konnten und eine solch große Hilfe und Bereicherung waren. Manche waren dann viele Jahre bei uns und hast Du inzwischen heimgerufen. Andere sind weggezogen und wir haben nur noch eine sehr lose Verbindung oder auch gar nichts mehr von ihnen gehört. Aber vielleicht erfahren sie ja durch die Veröffentlichung dieser Berichte im Internet davon, dass sie nicht vergessen sind. Herr, Du weißt, wo sie sind und wie es ihnen jetzt geht. Beschütze sie alle, auch Ihre Kinder, ihre Familien. Habe Dank, dass bei Dir nichts vergessen ist und niemand verloren gehen kann! Amen.