Alle Predigten

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Da ich meine Predigten immer handschriftlich verfasse, ist hier die zuletzt im Ruhestand gehaltene und auch abgeschriebene Predigt zu finden. Weiter unten folgen Hinweise über weitere Ruhestandspredigten und meine Abschiedspredigt im Evangelischen Gemeindezentrum Marzahn/Nord zu Silvester 2018.
 
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So spricht der HERR Zebaoth: "Hört nicht auf die Worte der Propheten, die euch weissagen! Sie betrügen euch, sie verkünden euch Gesichte aus ihrem Herzen und nicht aus dem Mund des HERRN. Sie sagen denen, die des HERRN Wort verachten: 'Es wird euch wohlgehen –', und allen, die im Starrsinn ihres Herzens wandeln, sagen sie: 'Es wird kein Unheil über euch kommen.'

Aber wer hat im Rat des HERRN gestanden, dass er sein Wort gesehen und gehört hätte? Wer hat sein Wort vernommen und gehört? Siehe, es wird ein Wetter des HERRN kommen voll Grimm und ein schreckliches Ungewitter auf den Kopf der Gottlosen niedergehen. Und des HERRN Zorn wird nicht ablassen, bis er tue und ausrichte, was er im Sinn hat; zur letzten Zeit werdet ihr es klar erkennen. Ich sandte die Propheten nicht, und doch laufen sie; ich redete nicht zu ihnen, und doch weissagen sie. Denn wenn sie in meinem Rat gestanden hätten, so hätten sie meine Worte meinem Volk gepredigt, um es von seinem bösen Wandel und von seinem bösen Tun zu bekehren. 

Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist? Meinst du, dass sich jemand so heimlich verbergen könne, dass ich ihn nicht sehe?, spricht der HERR. Bin ich es nicht, der Himmel und Erde erfüllt?, spricht der HERR. 

Ich höre es wohl, was die Propheten reden, die Lüge weissagen in meinem Namen und sprechen: 'Mir hat geträumt, mir hat geträumt'. Wann wollen doch die Propheten aufhören, die Lüge weissagen und ihres Herzens Trug weissagen und wollen, dass mein Volk meinen Namen vergesse über ihren Träumen, die einer dem andern erzählt, so wie ihre Väter meinen Namen vergaßen über dem Baal? Ein Prophet, der Träume hat, der erzähle Träume; wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht. Wie reimen sich Stroh und Weizen zusammen?, spricht der HERR. Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?"1

 

Liebe Gemeinde,

wegen dieses letzten Satzes ist diese Rede des Jeremia wohl für den heutigen Sonntag, dem 1. nach Trinitatis und 2. nach Pfingsten, ausgewählt worden: "Ist nicht mein Wort wie ein Feuer und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?" fragt uns Gott, unser Herr.

Feuer, das Symbol des Heiligen Geistes, es reinigt Edelmetalle, das Wertvollste wie Gold und Silber von Verunreinigungen. Feuer zerstört das, was keinen Bestand hat und Feuer wärmt uns in der Kälte.

Das Feuer sehen wir aber auch als Hölle an. Der reiche Mann im Gleichnis Jesu ruft: "Ich leide Pein in dieser Flamme."2 Besonders im Mittelalter sind viele Bilder von der Hölle gemalt worden. Man kann sie heute noch in alten Kirchen sehen, gerade auch Bilder zu diesem Gleichnis.

 

Ich selbst habe sie vor einigen Jahren3 in einem Freizeitpark in Saigon in Vietnam gesehen: einmal die Hölle mit 18 Stationen, bei denen die Marterung von Menschen durch Teufel für bestimmte Vergehen dargestellt wurde, und dann den Himmel mit seinen Freuden als Belohnung für gute Taten: schönes Essen, schöne Frauen und Männer mit schönster Kleidung, wie ein kaiserlicher Palast mit viel Gold. - Ja, solche Vorstellungen gibt es nicht nur im christlichen Europa, sondern auch im buddhistischen Asien und anderen Religionen. Das dient der Volkserziehung und vor allem der Kindererziehung. Das sollst Du tun, dann wirst du belohnt, zum Beispiel auch Bettlern etwas zu geben, ein Almosen. Und das sollst Du auf keinen Fall tun, sonst drohen Dir schlimme Strafen.

 

Strafen wurden bekanntlich auch in Strafgesetzbüchern angedroht und wenn man sich erwischen lässt, auch hier in diesem Leben schon als Geldstrafen bis hin zum Gefängnis vollzogen.

Die berühmten alten Bilder enthalten wie das Gleichnis Jesu oft auch Sozialkritik, wenn man sieht, wer da alles in der Hölle schmort, angefangen vom Papst und Bischöfen, Kaisern und Königen. Das diente dann nicht mehr zur Volkserziehung, sondern war ein Aufruf zum Aufstand wie in der Reformationszeit, also dem Papst und dem Kaiser den Gehorsam zu verweigern. Und war er schon verweigert und eine eigene Kirche gegründet, dann zeigten diese Bilder, wer als Feind zu betrachten sei.

Die Bilder vom Himmel dagegen sind meist langweiliger, schöne Bilder auf denen die eigenen Leute zu sehen sind, dazu viele niedliche Engel in hellen Pastellfarben. Um dieser schönen Bilder willen kamen und kommen vielleicht auch heute wir in den Gottesdienst. So ist auch bei vielen alten Kirchen die Decke wie ein Himmel hellblau mit Sternen und Engeln ausgemalt und der Altar und die Wände mit viel Gold geschmückt, vor allem in der Zeit des Barock und Rokoko - verspielt, prachtvoll, passend zum Schloss nebenan. Wer kam und kommt, der wollte dazu passende Wort hören. Alles andere hätte einen Stilbruch bedeutet. Und passende Musik: kraftvoll die Orgel als Königin der Instrumente oder auch zart und wunderbar, der mehrstimmige Gesang des Chores.

So war es auch schon in Jerusalem zur Zeit des Jeremia: Hören wollten die Leute: "Der HERR hat versprochen, es werde euch wohlergehen." und der Segen hieß: "Kein Unheil wird über Dich kommen."

 

Jeremia sah als Antwort den glühenden Zorn Gottes, zornig auf jene, die solche Sätze sagen, auf die Propheten, nicht auf jene, die den Tempel besuchen, weil sie das dort hören! Gott sendet nicht Menschen, die die Leute mit ihren Worten einlullen: "Du bist gut, alles wird gut.", sondern Propheten, die die Menschen zur Umkehr von falschen Wegen aufrufen und zum Nachdenken über ihr eigenes Leben bringen.

 

"Am Ende der Tage werdet ihr recht verstehen," sagt Jeremia. Ja, liebe Gemeinde, darauf hoffe ich: auf das Jüngste Gericht, das Endgericht, auf unseren höchsten Richter Gott selbst - angesichts all des Unrechts und ungerechter Urteile, des ganzen Wahnsinns und Irrsinns, den wir in der Welt vorfinden und selbst erleben.

Ich habe mich gefragt, was ich über den Himmel sage, vor allem bei Beerdigungspredigten, und wozu mir diese Vorstellung dient. Relativ früh und oft war sie mir ein Trost beim Abschied von lieben Menschen, mit denen ich gern noch mehr geredet hätte, mit denen also manches ungesagt blieb, nicht nur wenn jemand starb, sondern auch bei Kontakten mit Besuchern aus dem westlichen Ausland, wenn man annahm, dass wir uns vermutlich im Leben nicht mehr wiedersehen würden. Dann habe ich mir gesagt: Wir werden uns wiedersehen und dann auch die Zeit haben, über alles zu reden und Unausgesprochenes zu sagen. Wir werden einander verstehen. Da bin ich ganz gewiss. Hier ist so vieles, was wir nicht wissen und verstehen, aber dann werden alle Missverständnisse geklärt.

Ab und zu habe ich auch Menschen zu beerdigen, die sich nicht solch ein Leben nach dem Tod vorstellen konnten. Oder ich rede mit solchen Menschen über das Thema und sage dann: "Ihr werdet staunen! - Ja, trotz Deines Unglaubens! Du wirst es erleben. Nur weil Du es nicht für möglich hältst und Dir nicht vorstellen kannst, wird es doch für Dich nicht ausfallen. Du wirst staunen!

Das ist auch mein Trost, wenn Menschen sich nicht für die Wahrheit interessieren, sondern zufrieden sind mit dem Bild, das sie sich von einem Vorfall oder der Welt allgemein gemacht haben, wenn sie anderen Meinungen und Ansichten einfach aus dem Weg gehen und jede Auseinandersetzung darüber vermeiden und einfach in ihrer Ruhe nicht gestört werden wollen, egal was gerade passiert und für Schaden angerichtet wird.

Dann sage ich mir: Alles Verdrängte wird ans Licht kommen, alle Geheimnisse werden gelüftet werden. Gott wird für Gerechtigkeit sorgen, für Gerechtigkeit, die wir hier in diesem Leben, auf dieser Welt nicht hinbekommen haben. Die Wahrheit kommt heraus!

Hier auf dieser Erde dauert es oft viele Jahrzehnte und der Betroffene ist lange verstorben. Aber dort können wir uns nicht davon schleichen und entkommen. Dort können und werden wir mit allem konfrontiert werden, was wir hier leugnen und vor dem wir die Augen zumachen. Wie es vom Internet heißt, dass es nichts vergesse, wie sollte von Gott irgendetwas vergessen oder nicht gesehen werden.

Wie wenn wir den Sternenhimmel anschauen und vieles sehen, was schon längst Vergangenheit ist: das Licht erloschener Sterne, so sollte Gott keine Informationen aus längst vergangener Zeit haben?

Nichts geht in unserem Universum und vor Gott verloren, nichts wird vergessen, davon bin ich überzeugt.

Menschen, die Nahtoderfahrungen gemacht haben, sahen oft ihr ganzes Leben noch mal in wenigen Sekunden vor den inneren Augen vor sich ablaufen. Vor kurzem erzählte mir jemand, dass er sich in dieser Situation an Ereignisse aus seinem Leben erinnerte, an die er sich nicht mehr erinnern wollte. Wir können uns zwar bemühen, nur Schönes im Leben zu sehen und zu hören und an das andere nicht zu denken, aber ob das im entscheidenden Moment auch hilft, ist eine andere Frage, dann, wenn wir vor Gott stehen.

"Furcht ist nicht in der Liebe," heißt es im 1. Johannesbrief4. Wir, die wir Jesus kennen, die wir Gott lieben, wir werden vor dieser Aufdeckung der Wahrheit keine Angst haben, denn wir ersehnen sie. Wir wünschen uns Gerechtigkeit, nicht nur das eigene Wohlergehen, sondern dass es in dieser Welt gerecht zugeht und jeder genug zum Leben hat, egal wo er lebt.

Es lässt uns keine Ruhe, wenn wir hören, dass unser Wohlstand auf der Not anderer beruht. Wir sind damit zufrieden, was hier bei uns wächst und vorhanden ist und müssen nicht unbedingt das haben, was vom anderen Ende der Erde stammt. Wir können keine Früchte genießen, wenn wir wissen und uns vorstellen, wie die leben, die sie gepflückt haben.

Und weil dies ein so großes Problem heute ist, ist es mir wichtig in Predigten immer wieder zu betonen, was Jesus sagt: Aus allen Himmelsrichtungen werden sie kommen, aus allen Völkern und werden mit Abraham an dem Tisch sitzen und das Festmahl genießen.5 Das heißt: mit Menschen aus allen Zeiten und Völkern und mit Jesus selbst. Ja, wir alle werden gemeinsam das schönste Fest feiern, das wir uns denken können. Wir werden fröhlich sein, jubeln und vor Freude singen - zusammen mit den Engeln - und Gott für seine Weisheit und Wunder loben.

Alles, was uns jetzt noch zum Zweifeln und Grübeln bringt, was wir jetzt nicht verstehen, das wird dort klar und verständlich sein, und wir werden ganz gewiss oft sagen: "Oh, das hätte ich ja nie gedacht!"

Darum, so sage ich mir, muss ich jetzt auch nicht alles wissen und verstehen. Es reicht völlig aus, was Gott mich sehen und hören lässt, denn dann werden alle Rätsel auch für mich gelöst sein. Auch ich werde noch viel mehr staunen, als hier schon über so manche göttliche Fügung, die ich erlebe.

So muss ich mir selbst keinen Druck machen, keinen Stress verursachen. Wenn Gott etwas will, dann geschieht es auch. Und eins ist gewiss: Gott steht für Wahrheit und Gerechtigkeit ein. Und den Himmel, das ewige Leben, das kann ich mir nicht verdienen durch gute Tagen oder gar durch Geschenke, durch Opfer, die ich Gott bringe, über den Weg der Treue zu seiner Kirche.

Das ewige Leben - dieses ganz andere Leben -, das ist schon da. Nur ob es für mich himmlisch wird, weil ich all das bestätigt finde, was ich hier schon gewusst und worauf ich vertraut habe, oder ob es erst mal die Hölle wird, das entscheidet sich hier im Leben. - Die Hölle, weil alles, was mit etwas wert war, ich hier lassen muss: meinen Besitz, meinen Reichtum, mein Geld und ich sozusagen nackt dastehe und jeder von mir alles weiß und sieht, all das, was ich hier heimlich und im Verborgenen gemacht habe, was nicht zu meinem Selbstbild passte und ich ausgeblendet und verdrängt habe. Ja, das wird erst einmal Hitze verursachen und ein Reinigungsfeuer sein. Aber wenn ich dann vor der Wahrheit und Gerechtigkeit nicht mehr ausweichen kann und endlich "Ja" dazu sage, dann werde ich anfangen, mich zu freuen, neben wem ich da an Jesu Tisch sitzen und mit wem ich da ins Gespräch komme.

Die Vorfreude darauf schenke uns Gott heute schon und so manche Gelegenheit, jetzt schon über Geheimnisse zu reden, auch wenn sie erst einmal peinlich sind, peinlich zum Beispiel Schuld zuzugeben, die bisher noch unentdeckt blieb. Aber ich werde erleben, dass ich gerade dadurch Schwestern und Brüder neben mir entdecke. Durch Jesus! Amen.



Fürbittengebet vom 2. Juni 2024 in der Kirche zu Lindenberg

Gütiger Gott, Du hast uns lieb, jeden Einzelnen von uns und auch all jene da draußen, die heute anderes vorhaben, jene, die krank sind oder schwach, so dass sie nicht kommen können und auch unsere Glaubensgeschwister, die sich heute in anderen Kirchen versammeln. Jeden Einzelnen von uns hast Du im Blick und begleitest uns, ob wir es merken oder nicht. Wir werden Dich nicht los. Du redest mit uns durch das, was wir erleben. Öffne unsere Ohren für Dein Wort aus der Heiligen Schrift! Schicke Deine Boten, die uns und ihnen allen da draußen das rechte Wort, Dein Wort sagen.

Wir rufen zu Dir: Herr erhöre uns!

Herr, unser Gott, Du siehst alles. Du weißt alles. Du kennst unsere geheimsten Gedanken. Herr, reinige uns, dass wir in Deinem Sinne reden. Nimm uns die Angst vor der Wahrheit unseres Lebens. Dir ist nicht verborgen und doch redest Du mit uns und wünscht, dass auch wir Deine Boten sind.Wir begegnen Menschen aus anderen Kulturen und Religionen. Hilf, dass wir auch ihnen gegenüber Worte finden, die ihr Herz erreichen und Dich bezeugen.

Wir rufen zu Dir: Herr erhöre uns!

Herr, Du fragst uns immer wieder, wie wir mit Menschen in Not umgehen, mit den Schwachen, mit denen, die Hilfe und Unterstützung brauchen. Zeige uns, wo wir gebraucht werden, und wann wir unsere Stimme gegen Unrecht erheben müssen und auf die wahren Werte und Bedürfnisse von uns Menschen hinweisen sollten. Bewahre uns vor aller Propaganda. vor Ideologien und Manipulation.

Wir rufen zu Dir: Herr erhöre uns!

Allmächtiger Gott, so viel Neues stürmt jeden Tag auf uns ein. So vieles ist nötig, um mitzuhalten. Wir bitten Dich für unsere Kinder und Enkel. Was wird von ihnen noch alles erwartet und gefordert werden? Was werden sie erleben? Wir bitten Dich um Deinen Schutz und Segen für sie und für alle die, mit denen sie täglich zu tun haben, für ihre Lehrer und Erzieher, Trainer und Verwandte. Schenke Kraft und Weisheit, Geduld und Lebensmut.

In der Stille nennen wir Dir ihre Namen und die jener, an die wir jetzt besonders vor Dir denken.

Wir beten gemeinsam: Vater unser....

 

Anmerkungen:

1 Luther-Übersetzung 2017

2 Lukas 16,19-31, Vers 24

3 Das war 2008.

4 1. Johannes 4,18

5 Lukas 13,29

 


Predigt in der Dorfkirche Marzahn am 11. Februar 2024, dem Sonntag Estomihi über Amos 5,21-25
 


Predigt am 29. Oktober 2023 in der Kirchengemeinden zu Blumberg und Lindenberg über
1. Mose 13 und den Wochenspruch aus Römer 12,21

 

Predigt am 23. Juli 2023 in der Dorfkirche Marzahn und dem Evangelischen Gemeindezentrum Marzahn/Nord über Apostelgeschichte 2,41-47 und 4,32-35

 

Predigt  am 23. April 2023 in den Dorfkirchen von Blumberg und Lindenberg über den 1. Petrusbrief 5,1-4:

 

Predigt am 16. April 2023 in der Dorfkirche Marzahn über 1. Mose 32,23-31

 

Predigt in der Gemeinde Berlin-Marzahn/Nord am 26. März 2023 über den Hebräerbrief 5, 7-10:

 

Predigt im Gesprächsgottesdienst in der Emmaus-Kirche1 Zehlendorf am 19. März 2023 über Lukas 24,17-27

 

Predigt am 19. Februar 2023 in der Dorfkirche Marzahn und im Gemeindezentrum Marzahn/Nord über 1. Kor. 13 

 


 

Predigt über den Psalm 46 und das Lied Luthers „Ein feste Burg ist unser Gott“

am 30. Oktober 2022 im Gottesdienst zum Reformationsgedenken in Ahrensfelde und Eiche bei Berlin

 

Predigt am 19. Sonntag nach Trinitatis, dem 23. Oktober 2022 in der Dorfkirche Ahrensfelde über Markus 2,1-12


Predigt am 19. September in der Dorfkirche Ahrensfelde über Jesaja 12

 

Predigt am 29. Mai 2022 in der Dorfkirche Ahrensfelde über Römer 8,26-30

Predigt am 1. Mai 2022 in der Kirche zu Blumberg über Johannes 21,15-19

 


 

Predigt am 17.10.2021 in Ahrensfelde über Micha 6,8: Was ist gut? - Haben wir heute ein Problem damit?

 

Predigt am 10.10.2021 in Blumberg über den Jakobusbrief 5,13-16: Für Kranke beten und ihnen die Hände auflegen?

 

Predigt am 19. September 2021 in der Dorfkirche Ahrensfelde über 2. Timotheus 1,10b:

 

Predigt am 11. Juli 2021 in der Dorfkirche Ahrensfelde über Matthäus 28,16-20



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Die meisten der hier auf dieser Webseite veröffentlichten Predigten habei ich in der Kirchengemeinde Berlin-Marzahn/Nord gehalten.  Darum hier auch noch meine letzte Predigt dort:

 Predigt im Silvestergottesdienst 2018 zum Abschied von der Gemeinde Marzahn/Nord,

- da frei von mir gehalten, nun nachträglich noch mal so aufgeschrieben, wie ich es habe sagen wollen -

 

über Johannes 8,31-36:

Da sprach nun Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten:Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“

 Da antworteten sie ihm: „Wir sind Abrahams Nachkommen und sind niemals jemandes Knecht gewesen.  Wie sprichst du dann: Ihr sollt frei werden?“

 Jesus antwortete ihnen und sprach: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht. Der Knecht aber bleibt nicht ewig im Haus; der Sohn bleibt ewig. Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei.“


Liebe Gemeinde,

schon dreimal hatte ich über diese Sätze hier Silvester zu predigen, über diese Worte, die so gar nicht zu einer Silvesterfeier zu passen scheinen. Heute am Ende meines Dienstes möchte ich darauf zurückblicken.
1994 war es das erste Mal. Ich habe über Freiheit nachgedacht. Unsere Kinder waren noch in der Grundschule und ich hatte die Erfahrung, wie es ist, Rechtschreibung zu üben. Es gibt Regeln, die man sich einprägen muss, man hat nicht die Freiheit, das einfach anders zu machen.Ein falsch geschriebenes Wort wird immer und immer wiederholt, bis es sich eingeprägt hat. So hieß es: „Übung macht den Meister.“ Dann aber passiert es beim Schreiben, dass man etwas, was bisher immer richtig war, auf einmal verkehrt geschrieben wird. Das sah ich als Bild, wie es uns im neuen Jahr möglicherweise ergehen wird: Wir nehmen uns vor, es nun besser und richtig zu machen, aber wir werden neue Fehler machen, die uns bisher nicht passiert sind. Regeln sind wichtig für das Miteinander, wenn wir gut miteinander auskommen wollen. Jesus ist ein geduldiger Lehrer, der uns, seinen Schülern, zutraut, sie zu lernen und dadurch frei zu sein und Mut zu haben, für die neue Übungsrunde, die das neue Jahr für uns bedeutet.

 Unsere für die Predigt vorgeschlagenen Texte wiederholen sich alle 6 Jahre. Im Jahr 2000 war ich aber nicht dran, den Gottesdienst zu halten, wohl aber 1999. An diesen Abend erinnere ich mich noch sehr gut. Von jungen Männern, die wir eine Zeit lang hier aufgenommen hatten, hatte ich schon ein paar Jahre vorher gehört, dass an diesem Abend in Rio de Janeiro die größte Silvesterparty der Welt stattfinden würde, um das Jahr 2000 zu begrüßen. Die katholische Kirche hatte ein Heiliges Jahr ausgerufen. So war ich auf die Idee gekommen, das Jahr hier in Marzahn in ökumenischer Gemeinschaft zu begehen. Wir haben das Fest Mariä Empfängnis gemeinsam in großer Runde in der katholischen Kirche im Gemeindesaal gefeiert. Beim gemeinsamen Johannisfeuer, der Feier des 2000. Geburtstages Johannes des Täufers in der Maratstraße, waren wir dann schon weniger. Für die Adventszeit hatten wir uns vorgenommen, wie in der Anfangszeit unserer Gemeinden uns gegenseitig in die Familien einzuladen. Ganze zwei Einladungen kamen zustande, die dann auch noch kurz vorher abgesagt wurden. Silvester wollten die meisten zur großen Feier am Brandenburger Tor. Mein Anliegen war, dass unser Gemeindezentrum an diesem Abend offen sei und Licht aus den Fenstern leuchte. Wir luden ein zu gemeinsamen Gebet und Gesang und waren ganze zwei hier: ich und ein Alkoholkranker, der an diesem Abend aber nüchtern war und die Orgel spielte, während ich hier vorn Kerzen anzündete und gebetet habe. Draußen war so ein Nebel, dass man die Hand kaum vor Augen sehen konnte. So konnte auch keiner, der eventuell doch hier vorbei gekommen ist, sehen, dass hier drinnen eine Andacht stattfand.

Nun, nach 18 Jahren naht sich bald das Jahr, in dem wir 2000 Jahre Gedenken an Jesu letztes Abendmahl , seine Kreuzigung, seine Auferstehung, Himmelfahrt und die Gründung der ersten Gemeinde zu Pfingsten gedenken können. Ob es im Jahr 2030, wie in unserem Kalender angenommen, oder im Jahr 2033 zu feiern ist, darüber diskutieren noch die Gelehrten. Ich denke, wir können angesichts der Größe dieses Ereignisses auch vier Jahre lang in ökumenischer Gemeinschaft feiern.

2006, als ich wieder über diese Worte Jesu im Joahnnesevangelium zu predigen hatte, begann ich mit dem Rückblick auf Heiligabend. Da waren so viele hier und mancher sagte: „Na, dann bis zum nächsten Jahr wieder am Heiligen Abend.“ Jesus aber geht es um das Bleiben. Er will uns nicht nur äußere, sondern auch innere Freiheit, ermöglichen, das heißt auch die Freiheit von Zukunftsangst. 2007 stand die Mehrwertsteuererhöhung auf 19 Prozent an. Das war mit Ängsten verbunden, ob dann die Preise auch entsprechend steigen würden und man demnächst noch das Nötige bezahlen könne.

Im Jahr 2012 habe ich die Predigtgedanken von 1994 noch mal aufgenommen und über das Lernen nachgedacht. Jesus möchte, dass wir zu unseren Fehlern stehen: „Ja, ich habe etwas falsch gemacht und nur ich bin dafür verantwortlich. Niemand anderes.“ Er möchte, dass wir die Wahrheit anerkennen und uns die Last der Schuld abnehmen. Er sagt: „Sonst bleibst du der Sünde Knecht.“ Damit möchte er Lust machen, nicht mehr Knecht zu sein, sondern Sohn. „Denn ein Sohn bleibt im Haus des Vaters.“

Und nun 2018? Im Sommer anlässlich der Zeitreise habe ich mit Fritz Müller über die Sünde und die Bedeutung des Todes Jesu disputiert. Er wollte heute eigentlich hier sein, aber ich sehe ihn jetzt nicht.1 Am nächsten Sonntag wird er im Gottesdienst anlässlich des Epiphaniasfestes sein und zu seiner Ausstellung hier etwas sagen, in der die drei Könige auf dem Weg zur Krippe im Mittelpunkt stehen.

Meine Überzeugung ist, dass es Regeln geben muss und sie klar und deutlich benannt werden müssen. Deshalb haben wir im Jahr 2010 auch unser Höflichkeitsprojekt begonnen, weil so einfache Regeln des Miteinanders, dass man sich grüßt, wenn man sich kennt und begegnet, nicht mehr selbstverständlich waren. Es sind Regeln, die wir als Kinder schon lernen und ohne die das Leben zur Hölle wird, wenn wir uns nicht danach richten. Doch wenn wir Erwachsenen es meinen, nicht mehr nötig zu haben, uns daran zu halten, woher sollen es die Kinder lernen?

Nun haben wir heute ja keinen Mangel an Regeln und Gesetzen. Kurz vor Weihnachten hatten wir hier im Haus auf einmal eine Hygieneinspektion und daraufhin ein Merkblatt von 3 Seiten eng beschrieben mit den Regeln bekommen, die es einzuhalten gilt. Es war so viel, dass ich bis heute nicht die Nerven hatte, mir das alles durchzulesen. Regeln sind wichtig, aber es kommt auch auf das Maß an. Zu viele kann man sich nicht merken. Da braucht man dann Spezialisten, die nichts anderes zu tun haben, als auf ihre Einhaltung zu achten. So gibt es ja auch für jeden Fachbereich Spezialisten. Dort, wo viele Menschen sind, ist die Einhaltung von Hygienevorschriften natürlich wichtig.

Gott aber hat uns nur wenige Grundregeln gegeben: die zehn Gebote. Jesus hat sie noch einmal zusammengefasst und auf drei reduziert: „Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und allen deinen Kräften und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Gott zu lieben, den Nächsten zu lieben - und uns selbst lieben dürfen wir auch.

Dazu hat er uns die Vergebung ans Herz gelegt. „Wenn jemand dagegen verstößt, reicht es, dass ich ihm 7 mal vergebe?“ hatte Petrus Jesus gefragt und die Antwort bekommen: Nicht 7 mal, sondern 7 x 70 mal.“ Das heißt doch: immer.

Wir hören gleich den Solo-Gesang „Drei Könige wandern aus Morgenland, o wandere mit. Der Stern des Friedens erhelle dein Ziel, wenn Du suchst den Herrn – und fehlen Weihrauch, Myrrhe und Gold, schenke dein Herz dem Knäblein hold.“ 2 -
Wandere mit, der Stern des Friedens, der Stern der Gnade erhelle dein Ziel! – Wo von Gnade die Rede ist, da werden Regeln bestätigt. „Gnade vor Recht ergehen lassen“ ist ein Ausspruch, der das beschreibt. Regeln und Recht benötigen den Hinweis auf das, was folgt, wenn sie nicht eingehalten werden: eine Strafe / ein Nachteil, der motiviert, die Regeln ernst zu nehmen.

Gnade ist ein Erlass dieser Strafe, dieses Nachteils, von Seiten des unabhängigen Richters. Vergeben aber kann nur der Geschädigte, einmal der, dem dadurch ein Nachteil, ein Schmerz, ein Unheil zugefügt wurde und einmal der, der das Gesetz beschlossen und die Regel formuliert hat und darin nicht ernst genommen wurde, dessen Ansehen und Autorität also Schaden genommen hat.

So bitten wir Gott um Vergebung, wenn wir nun miteinander das Heilige Abendmahl feiern und hören, dass er unsere Regelverstöße nicht auf die leichte Schulter nimmt, nach dem Prinzip: „Ist schon gut, war nicht so schlimm, ist schon vergessen.“, sondern dass er es sich sehr viel hat kosten lassen: sein eigenes Leben, ja das Leben seines einzigen geliebten Kindes – und das ist noch viel mehr als das eigene Leben! Es ist die höchst denkbare Steigerungsform! Mit dieser bekräftigt er die Gültigkeit der Regeln, gegen die wir verstoßen haben.

Eins solche Gnade zu empfangen, wird unser Herz berühren und es öffnen für Jesus, dieses Kind, das „Knäblein hold“, diesen Mann aus Nazareth. Lasst uns ihm folgen. Amen.

1 Er war aber anwesend.

2 "Drei Könige wandern ins Morgenland" von Peter Cornelius