Diese auf der Webseite www.wort-meldungen.de am 20. Oktober 2014 veröffentlichten Sätze kann ich voll unterschreiben und habe dies auch mit vollem Namen als Kommentar kundgetan.

Ich danke allen, die daran mitgearbeitet und so gut formuliert haben, worum es im Blick auf unsere evangelische Kirche heute geht und was auf dem Spiel steht.

 

Anliegen der Autoren ist es, dass diese Erklärung möglichst weit verbreitet wird. Sie darf also kopiert werden.

Wormser Wort: Nein zum bisherigen Umbauprozess der Kirche durch die EKD

1. Der Reformprozess ist ein Um- und Abbauprozess.

„Kirche der Freiheit“ wurde 2006 von der EKD als Reformprogramm eingeführt. Tatsächlich handelt es um einen tiefgreifenden Umbau: die evangelischen Kirchen werden hierarchisiert, zentralisiert, bürokratisiert, ökonomisiert. Sie verlieren ihren Kern. Die Flut der seitdem gleichzeitig in Gang gesetzten „Jahrhundertprojekte“ Doppik/NKF, Fusionen auf allen Ebenen, Kompetenzverlagerungen von der Basis auf die Mittlere Ebene und der Zentralisierung führte zu einer bis dahin unbekannten Selbstbeschäftigung. Viel zu wenig Zeit bleibt für den eigentlichen Auftrag: der Kommunikation des Evangeliums.

2. Scheitern ist vorprogrammiert.

Auch aus Managementsicht sind die Umbauprozesse höchst fragwürdig. Sie basieren auf einer fragwürdigen Strategie des Gesundschrumpfens (Downsizing). Die wiederum auf einer simplifizierenden Annahme beruht: die Zahl der Kirchenmitglieder halbiere sich bis 2030, die Finanzen schrumpften auf ein Drittel. Die Fakten sprechen dagegen: Es gibt keine direkte Korrelation zwischen Mitgliederzahlen und Kirchensteueraufkommen. Die Kirchensteuereinnahmen sind langfristig gesehen bisher konstant oder sogar steigend.  Aufgrund der von Langzeitprognosen abgeleiteten falschen Strategie musste der Umbauprozesss zwangsläufig in die Irre laufen. Selbst die Versprechen ökonomischer Effizienz können nicht eingehalten werden: die Ausgaben für die genannten Maßnahmen sind immens, die Wirkungen äußerst bescheiden. Die Kosten-Nutzen-Relation des Umbauprozesses ist negativ.

3. Die Mitarbeitenden werden demotiviert.

Motiviertes Personal war ein entscheidendes Potential der Kirche. Der Umbauprozess von „Kirche der Freiheit“ leitet den Personalabbau ein, der namentlich im Bereich von Gemeindepädagogen und PfarrerInnen schon heute, vor der Pensionierungswelle der geburtenstarken Jahrgänge, seine Wirkungen zeigt. Die Personalführung ist bedenklich: übliche Grundsätze, wie der, wonach Arbeitsaufträge so zu gestalten sind, dass sie den Mitarbeitenden erfolgreiches Arbeiten ermöglichen, werden sträflich verletzt. Die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden wurde beschnitten, die Selbstregulierungskräfte gelähmt. Demotivation und Frust waren vorprogrammiert. Qualität und Wirksamkeit kirchlicher Arbeit haben darunter gelitten. Das schwächt die Kirchen enorm.

4. Der Mensch gerät aus dem Blick.

In den letzten drei Jahrzehnten erleben wir eine zunehmende Beherrschung aller Lebensbereiche durch die Ökonomie und ihrer Gesetze. Mit den Umbauprozessen drangen sie auch in die Kirchen ein. Durch die Unterwerfung unter die Normen des „freien“ Marktes gerät aber die Arbeit der Kirche in Gefahr. Denn wo nur die Normen des heutigen „freien“, nicht aber sozialen Marktes regieren, gerät der Mensch ins Abseits. Die Verkürzung des Menschen auf seine ökonomischen Funktionen widerspricht dem christlichen Selbstverständnis. Wo bleibt der Glaube, der Lebenssinn? Wo sind die protestantische Kirchen mit ihrer „großen Erzählung“, die Denkfreiheit ermöglicht ?  Der Reichtum der Kirche beruht nicht in erster Linie auf Kapital, sondern auf Gemeinsinn, Köpfen und Konzepten.

5. Die Kirche verliert ihr Fundament.        

Die Kirche gründet im Wort Gottes. Dieses Fundament ist in Gefahr. Die Kirche lebt nicht mehr aus der Freiheit des Wortes, sondern unterwirft sich dem Gesetz und der fremden Logik des Marktdenkens und wird so zu einem Konzerns. Im kirchlichen Umbauprozess wird wird die Strategie kirchlichen Handelns nicht aus einer theologischen Argumentation abgeleitet, sondern aus Algorithmen und Finanzprognosen.

6. Die Kirche verliert ihre Glaubwürdigkeit.

Die Reformen wurden mit hochtrabenden Versprechungen beworben. Diese haben sich in der Praxis als unhaltbar erwiesen. Mit schönen Worten wird verschleiert, mit Zahlen und mathematischen Formeln wird getrickst. So wird Transparenz beschworen, und wie im Falle des sog. “Erweiterten Solidarpakts” Geheimhaltung praktiziert. Dadurch fühlen sich Menschen getäuscht, sowohl Mitarbeitende als auch Kirchenmitglieder.

7.  Umkehr ist nötig.

Die Lage ist ernst. Die Mitarbeiterschaft ist enttäuscht, frustriert, demotiviert. Gut ist hingegen die wirtschaftliche Lage der Kirchen: sieben fette Jahre liegen hinter uns.  Dies Ergebnis ist aber nicht einer besonders herausragenden Arbeit geschuldet, sondern der Konjunktur. Leider wurde diese gute finanzielle Lage nicht sinnvoll genutzt: weder wurde in die Kommunikation des Evangeliums investiert, noch in eine Verwaltungsmodernisierung im Sinne einer dienenden Verwaltung.

Heute müssen wir zehn Jahre Umbauprozesse beklagen, die die Kirchen geschwächt haben. Verlorenes Vertrauen muss wieder gewonnen werden. Wir brauchen ein Moratorium, um den aktuellen Status schonungslos offen zu legen und zur Besinnung zu kommen. Umkehr ist nötig.

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Bei www.wort-meldungen.de habe ich folgenden Artikel im Januar 2016 veröffentlicht:

 

 

"Synoden-Entscheidungen über die künftige Entwicklung der evangelischen Kirchen

 

- halten sie einer Prüfung auf Urteilsheuristik stand?"

 

 

 

„Eine Urteilsheuristik ist eine Heuristik (überschlägige1 Denkweise), um schnell zu einer Entscheidung zu gelangen.

In vielen Situationen ist es nicht möglich oder äußerst aufwändig, sämtliche Alternativen zu recherchieren und dann rational abzuwägen. Stattdessen bedienen wir uns häufig einer Urteilsheuristik, zu denen die Verfügbarkeitsheuristik, die Repräsentativitätsheuristik und die Ankerheuristik gehören, die besonders von Daniel Kahneman und Amos Tversky wissenschaftlich untersucht wurden. Auch der Attributionsfehler und die Illusorische Korrelation sind Resultate von Urteilsheuristiken. Auch Stimmungen und Gefühle können als Urteilsheuristik genutzt werden (Affektheuristik).

Urteilsheuristiken gehören zu den automatischen Denkprozessen und laufen daher unbewusst, absichtslos, unwillkürlich und mühelos ab. Diese Art zu denken wird nur unterbrochen und von kontrolliertem Denken abgelöst, wenn der Gegenstand überschwellig starke Aufmerksamkeit erregt. Kontrolliertes Denken ist das bewusste, absichtliche, freiwillige, aufwändige Denken. Außerdem werden Urteilsheuristiken eingesetzt, wenn man kontrolliert denken möchte, aber wegen Übermüdung, Störung, Ablenkung und Ähnlichem nicht dazu in der Lage ist.2

 

 

 

Daniel Kahnemann,3 gilt als einer der wichtigsten Psychologen unserer Zeit und das Erscheinen seines Buches „Schnelles Denken, Langsames Denken“ 2011 in New York und 2012 auf Deutsch sei ein Großereignis, so ein Zitat von Steven Pinker auf dem Umschlag des im Pantheon Verlag 2014 erschienenen Buches.4 Kahnemann fasst darin als fast Achtzigjähriger die Forschungsergebnisse und Erfahrungen seines Berufslebens allgemeinverständlich zusammen. Auf Religion geht er nur in einem Absatz ein.5 Er sieht wie so viele seiner Kollegen bestimmte Prägungen menschlichen Denkens in der Evolution aus dem Tierreich begründet und ist kein Christ, sondern wenn schon, dann Jude. Die Probanden für seine Forschungen waren, wie an Universitäten üblich, in der Regel Studenten. Beschäftigt haben ihn Entscheidungsfindung in der Wirtschaft, im Finanzwesen und von Ärzten sowie Alltagsentscheidungen von Bürgern. Warum funktionieren Lotterien? Warum wird was versichert?

 

 

Trotzdem hat mich vieles in seinem Buch an unsere evangelische Kirche in Deutschland und den seit der Programmschrift „Kirche der Freiheit“ 2006 forcierten „Reformprozess“ erinnert.

 

Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Wie es nicht anders sein kann, wenn sich Kirchenleitende an der Wirtschaft orientieren, müssen sie auch die Fehler machen, die in der Wirtschaft gemacht werden.

 

 

Vorhersagefehler der Experten

 

 

In der Wirtschaft ist es unumgänglich, die künftige Entwicklung der Märkte für mehr oder minder großen Zeitspannen einzuschätzen und vorherzusagen, wenn man Investitionen unternimmt. Für Kahnemann lautet jedoch die erste Lektion, die es zu lernen gelte, „dass Vorhersagefehler unvermeidlich sind, weil die Welt nicht vorhersagbar ist“.6

 

 

Experten, die glauben eine unmögliche Aufgabe erfolgreich bewältigen zu können, hätten eine Rüge verdient.7 Für Vorhersagen müsse die Umgebung hinreichend regelmäßig sein und es müsse Gelegenheit geben, diese Regelmäßigkeit durch langjährige Übung zu erlernen.8 Der Erwerb von Fähigkeiten an sich erfordere neben einem geregelten Umfeld zügige und unzweideutige Rückmeldungen.9

 

 

Aber genau diese Faktoren sind heute bekanntlich nur in seltenen Fällen gegeben, da sich die Gesellschaft rasant verändert. Berufliche Erfahrungen über viele Jahre im selben Umfeld zu sammeln, ist nicht die Norm, gilt doch als Karriere günstig an möglichst vielen Orten studiert und Erfahrungen gesammelt zu haben. Vollends problematisch sieht es aus, wenn es sich um Rückmeldungen handelt. Kahnemann sieht, dass eher diejenigen belohnt werden, die irreführende Informationen geben.10 Zweifel würden unterdrückt. Doch eine unvoreingenommene Einschätzung der Unsicherheiten eines Unterfangens sei ein Eckpfeiler des rationalen Entscheidens. Stattdessen würden Erfolge als eigenes Verdienst gewertet, Misserfolge seien die Schuld anderer.11

 

 

Grundsätzlich sei der Grad der subjektiven Überzeugung bei Experten zu hoch und oftmals ohne informativen Gehalt.12 „Planungsfehlschluß“ werden zu optimistische Vorhersagen genannt. Zu einer Optimismusverzerrung komme es immer dann, wenn Personen und Institutionen freiwillig erhebliche Risiken eingehen. Helfen dagegen könne man sich mit einer Referenzklassenprognose.13 Algorithmen seien als mittelmäßig genaue Vorhersagen oftmals menschlichen überlegen.14 Darum werden sie heute auf den Finanzmärkten weltweit eingesetzt und erledigen Computer die Börsengeschäfte vergangener Zeiten.

 

 

Nun ist das Problem unserer Kirchen heute auf den ersten Blick weder ein zu großer Optimismus noch das Eingehen von zu großen Risiken. Im Gegenteil wird immer der künftige Niedergang der Zahlen beschworen, das demographische Problem, das sich in den Kirchen noch extremer auswirken würde, als in der Gesellschaft insgesamt. Mit der steigenden Zahl der Rentner würden die Kirchensteuern zurückgehen. Von den jungen Menschen sei künftig eine große Last an Pensionsverpflichtungen zu tragen. Wegen der Generationengerechtigkeit sei darum jetzt schon Vorsorge zu treffen, damit die Gelder dann, wenn sie gebraucht würden, vorhanden wären, sowohl was die Pensionen der Pfarrer und Kirchenbeamte wie die Instandhaltungskosten für Gebäude betreffe.

 

 

Optimistisch ist dieses Denken jedoch in der Hinsicht, dass es davon ausgeht, dass man das heute vorhandene Geld über Jahrzehnte beiseite legen könne und dafür auch noch so viel Zinsen bekomme, dass der Kapitalstock selbst nicht aufgebraucht werden müsse, sondern so viel Zinsen abwerfe, dass für alle zukünftigen Ausgaben in dieser Hinsicht vorgesorgt wäre. Dass dies Prognose zu optimistisch ist, zeigt sich schon heute, wo Banken Negativ-/Strafzinsen berechnen, wenn man hohe Kapitalsummen nicht abruft, sondern auf der Bank liegen lässt.

 

 

Angesichts der öffentlichen Wahrnehmung von Kirche in den Medien und ihrem Einfluss auf die Gesellschaft ist es allerdings angebracht pessimistisch zu sein. Doch für solche Situationen gilt leider: „Das Letzte, was man will, wenn man in Schwierigkeiten ist, sind noch mehr Zweifel. Dies führt dazu, das man ein Minenfeld viel leichter erkennen kann, wenn man anderen dabei zu sieht, wie sie es betreten, als wenn man es selbst tut. Beobachter sind kognitiv weniger stark beansprucht und offener für Informationen als Handelnde.“15 Insofern fällt es den Kirchenleitenden schwerer, das Feld zu erkennen, auf dem sie sich bewegen, als Beobachtern mehr vom Rande her, die zu denen gehören, die mit den gefassten Beschlüssen der Oberen leben müssen.

 

 

Doch können laut Kahnemann Organisationen Fehler besser vermeiden als Individuen. Sie denken langsamer als Individuen und hätten die Macht, geordnete Abläufe durchzusetzen, indem sie z.B. Prüflisten erstellen und ihre Einhaltung fordern, wodurch Fehlschlüsse vermieden werden können. Sie können ein Vokabular verwenden, das eine Kultur fördere, in der Menschen aufeinander aufpassen und sich warnen, wenn sie Fehlschlüssen erliegen. Dazu gehöre eine faire Behandlung von Kritikern.16

 

 

Doch Zweifel werden in der Praxis auch außerhalb der Kirchen häufig unterdrückt,17 Rückmeldungen zu den grundlegenden Papieren des sogenannten Reformprozesses „Kirche der Freiheit“ der EKD und „Salz der Erde“ in der EKBO waren weder erwünscht noch wurden sie berücksichtigt. Kritiker werden totgeschwiegen, abgestraft und versucht mundtot zu machen, wie es Stephan Scheidacker aus dem Reformkirchenkreis Wittstock-Ruppin erging und ergeht.

 

Wo gibt es in unserer Kirche Prüflisten, wodurch Fehlschlüsse vermieden werden können?

 

 

Vertrauen in eine Institution ist laut Kahnemann kein verlässlicher Maßstab für Entscheidungen.18 Blindheit gegenüber Fakten sei nicht selten theorieinduziert, einfach weil es mühsam sei, Ergebnisse anzuzweifeln, die mit Hilfe der Theorie sich bisher gut erklären ließen, bei den neuen, bisher ausgeblendeten Fakten aber nicht mehr.19 So werden selbst Kostensteigerungen aufgrund der „Reform“ durch nun nötige ausufernde Verwaltung und Fahrtkosten als unabänderlich hingenommen, statt nach besseren Modellen für die Zukunft zu suchen.

 

 

Auch wird nach Kahnemann oft die Konkurrenz vernachlässigt.20 Man sehe nur die eigene Institution und die eigenen Ziele, aber achte nicht auf jene, die Vergleichbares tun oder erreichen wollen.

 

Das trifft aus meiner Sicht in großem Maße auf unsere Kirchen zu. So ist bei den evangelischen Kirchen nur die in Deutschland etwa gleich starke katholische im Blick, allenfalls noch orthodoxe Kirchen, nicht aber die vielen kleinen Freikirchen und Gemeinschaften, in und außerhalb der ACK bzw. des Ökumenischen Rates. Ebenso werden die Bürgerbewegungen, Vereine, Netzwerke und Organisationen, die vergleichbare Themen wie die Kirchen ansprechen, in viel zu geringem Maße beachtet. Anders ist dies bei einzelne Kirchengemeinden, die lokal mit jenen zusammenarbeiten und sie als Partner akzeptieren. Die Landeskirchen und die EKD aber blicken fast ausschließlich auf den Staat und die Parteien als Partner und haben damit ein sehr enges Framing, d.h. nur einen sehr kleinen Ausschnitt der Gesellschaft im Blick.

 

 

Fusionen sind als Mittel der Effizienzsteigerung ungeeignet

 

 

Wenn Fusionen eingegangen werden, seien die Führungskräfte weniger kompetent, als sie zu sein glauben. Darum sind laut Kahnemann Fusionen wertvernichtend.21 Komplexität ist in der Wissenschaft ein Kostenfaktor,22 und sicher nicht nur dort. Das heißt je komplexer Institutionen werden, um so schwieriger sind sie zu managen und um so teurer wird die Verwaltung.

 

Eine negative Wirkung hätten auch Auszeichnungen von Chefs. Diese würden künftig mehr Zeit für die Wahrnehmung externer Termine benötigen, Bücher schreiben und eher zu Bilanzkosmetik neigen.23

 

Verlieren missfalle Menschen stärker, als das Gewinnen gefalle. So kann man von einer Verlustaversion ausgehen.24 Darum sei es so schwer, Veränderungen zum Schlechten zu akzeptieren.25 Eine Kombination von Verlustaversion und engem Framing, d.h. einem Betrachten der eigenen Lage in einem engen gesellschaftlichem Rahmen, sei ein kostspieliger Fluch.26

 

Wir Menschen würden sorgfältig Buch führen und uns weigern, Verluste zu begrenzen, wenn es bedeuten würde, unser Scheitern einzugestehen.27

 

Wer versuche, bereits entstandene Kosten durch noch mehr Investitionen zu retten, erliege dem Fehlschluss versunkener, irreversibler Kosten. Es sei ein typisches Problem, das von Aufsichtsräten erkannt, zum Austausch des Vorstandschefs führe. Dem neuen fällt es leichter, in der Vergangenheit entstandene Kosten als irreversibel anzuerkennen und eine neue Strategie zu beginnen, als dem dafür Verantwortlichen.28 So ist der Austausch von Führungspersönlichkeiten in solchen Fällen eine Frage der Klugheit, um Mehrkosten und ein sicheres Scheitern zu vermeiden.

 

Andererseits ist das Vermeiden jeglichen Risikos auch teuer. „Eine Risikostrategie ist ein breiter Rahmen, der eine konkrete risikoträchtige Wahl in eine Gesamtheit ähnlicher Wahlen einbettet.“29 Risiken jedoch werden in unseren Kirchen vermieden, z. B. das Risiko auf Rechte aus kaiserlichen oder gar der napoleonischen Zeiten freiwillig und ohne Druck von außen zu verzichten. Um das Risiko zu vermeiden, etwas weniger und langsamer Kirchensteuer einzunehmen, wurde vor dem Bundestag darauf beharrt, die Kirchensteuer auf Kapitalerträge vom Finanzamt einziehen zu lassen. Doch Schuld für den nun erfolgten massiven Anstieg von Kirchenaustritten haben nun nicht die, die dies zu verantworten haben, sondern die Gemeindeglieder, die nicht verstehen, dass es sich nicht um eine neue Steuer, sondern nur um einen bequemeren Einzug handele, bzw. jene, die das nicht richtig oder nicht rechtzeitig kommuniziert hätten.

 

Zielorientiertes Arbeiten

 

Ziele sind für Kahnemann Referenzpunkte, an dem künftig Erreichtes gemessen wird. Ein Ziel nicht zu erreichen, sei ein Verlust.30

 

Für eine geringe Hoffnung, einen großen Verlust zu vermeiden, nähmen Menschen eine hohe Wahrscheinlichkeit in Kauf, alles noch schlimmer zu machen. Das mache aus beherrschbaren Misserfolgen Katastrophen.31

 

Einen Plan könne man sich leicht vorstellen, aber die Alternative des Scheiterns nur sehr diffus, weil der Plan auf zahllose Weise schiefgehen kann.32

 

„Menschen erwarten stärkere emotionale Reaktionen (einschließlich Reue) auf ein Ergebnis zu zeigen, das durch Tun zustande kommt, als auf das gleiche Ergebnis, wenn es durch Untätigkeit zustande kommt.33 Dabei sei entscheidend nicht der Unterschied zwischen Begehung und Unterlassung, sondern die Unterscheidung zwischen Standardoptionen und Handlungen, die vom Standard abweichen.34

 

Wenn die Kirche immerwährend zu reformieren ist (ekklesia semper reformanda), dann ist dies die Standardoption. Die Frage ist nur, wird sie den Zeitbedürfnissen, dem Zeitgeist, angeglichen, so dass sie hinfort von anderen Institutionen ihrer Zeit nicht mehr zu unterscheiden ist, oder wird sie der Botschaft Jesu Christi angepasst, nachdem sie zeitweise dem Zeitgeist gefolgt war.

 

Kahnemann stellt fest, dass unser emotionaler Zustand durch das bestimmt würde, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten. Diese sei in der Regel bei unserer gegenwärtigen Aktivität sowie unserem unmittelbaren Umfeld.35 Wer intensiv die Bibel liest, ist also davon mehr beeinflusst, als jemand, der dies nicht tut. Wer sich mit Geld beschäftigt, neige dazu egoistischer zu sein als jemand, der nicht damit konfrontiert ist.36

 

Für Kahnemann ist der Faktor Glück entscheidend für den Erfolg einer Unternehmung. Unvermeidbar dagegen sei eine statistische Regression.37 Das heißt, es wird nicht immer aufwärts mit der Entwicklung eines Unternehmens gehen. Wir kennen das aus der Bibel: Auf die biblischen sieben guten Jahre folgen die sieben mageren, so dass sich über die Jahre ein Mittelwert bilden lassen könnte.

 

Biblischer Texte als Korrektiv allgemeinmenschlichen Verhaltens und Denkens

 

 

 

D. Kahnemanns Beschreibung allgemeinmenschlichen Verhaltens

Biblische Erzähltraditionen als Korrektur dieses Verhaltens

Menschen würden ständig Geschichten erfinden. Je weniger Tatsachen bekannt sind, um so leichter sei dies.38 Eine gute Geschichte sei in sich stimmig, konsistent, aber nicht unbedingt vollständig.

Wir kennen das seit Kindheitstagen:

Eine den Hörer bzw. Leser zufriedenstellende Geschichte endet mit einem Happyend, in der Regel aber nicht mit dem Tod der handelnden Personen („Wenn sie nicht gestorben sind, dann
leben sie immer noch.“)

Anders die biblischen Geschichten. Sie verlangen nach einer Fortsetzung, selbst wenn der Tod der Hauptperson erzählt wird. Denn das Problem ist noch nicht gelöst. Sie sind trotz ihrer so unterschiedlichen literarischen Gattungen als ein Fortsetzungsroman erzählbar. Sie wurden über mehr als tausend Jahre weiter gedichtet und erzählt bis sie in der Auferstehung Jesu und dem nahen Weltende ihre Auflösung erfuhren.

Kahnemann stellt fest, dass Geschichten der Dummheit, den Absichten und der Begabung eine größere Bedeutung zu schreiben als dem Glück.39

Wenn wir Glück mit Segen übersetzen, trifft dies auf biblische Geschichten nicht zu. Denn in ihnen ist das Handeln Gottes die entscheidende Komponente.

Das menschliche Selbst sei stärker motiviert, negative Selbstdefinitionen zu vermeiden, als positiven zu folgen.40

In der Bibel werden die Leser jedoch förmlich mit negativen Definitionen überschüttet. Der Mensch ist Sünder. Wer diese negative Selbstdefinition vermeidet, wird von Jesus als selbstgerechte Pharisäer zum negativen Prototyp gemacht.

Ungewöhnliche Ereignisse seien in der Fantasie leichter ungeschehen zu machen als normale Ereignisse, denn diese aktivieren die Vorstellung, die unter diesen Umständen normal gewesen wäre.41

In der Bibel werden wir mit ungewöhnlichen Ereignissen und mit einem ungewöhnlichen Volk konfrontiert. Durch ständige Wiederholungen und das Reflektieren darüber werden sie eingeprägt.

Seltene Ereignisse würden bei Entscheidungen aufgrund globaler Eindrücke oft untergewichtet.42

In der Bibel werden seltene Ereignisse überliefert und in den Mittelpunkt gestellt.

Worte oder Gegenstände, die uns an gute Werte erinnern, haben eine nachweisbare Wirkung auf Menschen, wenn sie auch
nicht so groß ist (der Priming – Effekt).43

Die Bibel enthält sehr viele solche positiven Priming-Effekte auslösenden Worte und entsprechende Geschichten.

Negativ besetzte Worte wie Krieg ziehen die Aufmerksamkeit der Menschen mehr auf sich als positiv besetzte wie Frieden.44

Die Bibel enthält viele Geschichten, die solch negativen Worte und Bilder enthalten, aber konfrontiert inhaltlich mit den positven.

 

Schlussfolgerungen

 

 

Mit der Heiligen Schrift, unserer Bibel, haben wir ein Buch in der Hand, das uns zum Denken zwingt, denn es entspricht nicht den Geschichten, die wir Menschen uns normalerweise zusammenreimen, besonders dann, wenn wir wenig wissen.

 

 

Bewusstes und kontrolliertes Denken ist äußerst anstrengend. Man muss dazu ungestört sein und gut ausgeschlafen. Das ist nötig für die Predigtvorbereitung, wenn man die Provokation der biblischen Texte im Blick auf unser Alltagsdenken annimmt und unser Alltagsweltwahrnehmung daraufhin kritisch überprüft. Bisher wurde mein Blick dadurch immer geweitet und im Blick auf mein Denken, Handeln und Fühlen kamen mehr Optionen ins Gespräch als ohne die biblische Herausforderung.

 

38 Kapitel hat das Buch von Daniel Kahnemann und in jedem geht es um Denkfehler. Es fällt mir auch nach anderthalb Jahren der Beschäftigung damit schwer, mir diese auch nur annähernd zu merken. Noch viel weniger wird es im Alltag gelingen, sie zu vermeiden. Das gelingt selbst einem Kahnemann nicht, der sie sein Leben lang erforscht hat, wie er selbst gesteht und beschreibt.45

 

Schlimm jedoch wird es, wenn in großen Institutionen wie unseren evangelischen Kirchen, diese Erkenntnisse aus der Forschung nicht zur Kenntnis genommen und angewandt werden. Das betrifft vor allem den Umgang mit Kritikern.

 

Sicher freut sich niemand, der nach viel Mühe Beschlüsse, die er für nötig hält, durch alle darüber zu entscheiden habenden Gremien gebracht hat, wenn dann Kritik laut wird. Doch führe die Unterdrückung von Zweifeln zur Selbstüberschätzung von Gruppen, sagt Kahnemann.46 Dagegen empfiehlt er die „Prä-mortem-Methode“ von Gary A. Klein47, die darin bestehe, Zweifel zuzulassen. Auch ermuntere sie Befürworter der Entscheidung, nach möglichen Gefahren zu suchen, die bis dahin nicht in Betracht gezogen wurden. Klein schlug vor, eine Gruppe von Personen, die bestens mit dem zu entscheidenden Problem vertraut sind, vor dem endgültigen Beschluss zu einer Sitzung einzuladen und ihnen die Aufgabe zu geben, sich vorzustellen, dass der zu fassende Beschluss umgesetzt wurde und nach einem Jahr zu einer Katastrophe führte. Dazu soll jeder der Anwesenden in fünf bis zehn Minuten eine Geschichte schreiben.

Diese Methode sei kein Allheilmittel gegen unliebsame Überraschungen, schreibt Kahnemann, aber begrenze das Schadenspotential von Plänen, die einem unkritischen Optimismus und anderen Denkfehlern unterliegen.48

 

Darum sollte auch der „Reformprozess“ unserer evangelischen Kirchen in Deutschland, auch wenn alle dafür nötigen Synodenbeschlüsse inzwischen gefasst wurden, immer noch und immer wieder kritisch angefragt werden und Diskussionen auslösen, ja möglicherweise auch Korrekturbeschlüsse auslösen dürfen. Besser früher als zu spät, auch wenn wir kurz vor dem 500. Jubiläum unsere Kirchen stehen. Jedenfalls dann, wenn die schon gefassten Beschlüsse ohne die Prä-mortem-Methode und die ausführliche Konfrontation an biblischen Texten beschlossen wurden. Andernfalls droht auch einer 500jährigen Institution möglicherweise eine Katastrophe.

 

Katharina Dang

 

1 durch Überschlagen erfolgend

3 israelisch-US-amerikanischer Psychologe und emeritierter Hochschullehrer, der 2002 mit Vernon L. Smith den Wirtschafts-Nobelpreis erhielt. Die zugrundeliegende, ausgezeichnete Prospect Theory entwickelte er mit Amos Tversky“ , geb. 1934 in Tel Aviv, (http://de.wikipedia.org/wiki/Daniel_Kahneman, Zugriff am 12.11.2014)

4 ISBN 978-3-570-55215-5

5 Ebd., S. 488

6 S. 273

7 S. 298

8 S. 296

9S. 515

10 S. 324

11 S. 325, S. 517

12 S. 296

13 S. 308

14 S. 296

15 S. 517

16 ebd., S. 517

17 S. 325ff

18 S. 296

19 S. 340

20 S. 320

21S. 318f

22 Vgl. S. 346

23 S. 319

24 S. 346

25 S. 358

26 S. 417

27 S. 421

28 S. 425

29 S. 419

30 S. 372

31 S. 392

32 S. 400

33 S. 428

34 S. 428

35 S. 486

36 Vgl. S. 76

37 S. 257

38 S. 114

39 S. 247f

40 S. 371

41 S. 427

42 S. 407

43S. 72

44 S.370

45 S. 516

46 S. 327

48 S. 326f

 

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Zu Dr. Thies Gundlach: „Liebhaber ohne festen Wohnsitz – Kirche in der Fläche 2050“

 

Vortrag auf der Tagung „Mittendrin! Kirche in peripheren, ländlichen Regionen“ vom 23.-25. Mai 2013 im Alfred Krupp Wissenschaftskolleg in Greifswald

 

(Die Tagung ist inzwischen dokumentiert und der Band „Mittendrin! Kirche in peripheren, ländlichen Regionen“  im Buchhandel erhältlich.)

 

Auf ein Abenteuer habe er sich eingelassen, ohne die hochkompetent besetzte wissenschaftlich Tagung aus Zeitgründen mitverfolgen zu können, den Schlussvortrag zuzusagen. Dr. Thies Gundlach als einer der drei Vizepräsidenten des Kirchenamtes der EKD war gebeten worden, aus kirchenleitender Sicht die Kirche auf dem Lande im Jahr 2050 und somit ein zu erreichendes Ziel zu beschreiben. Er rundete die 37 Jahre auf 40 auf und wies auf die Wüstenwanderung Israels hin: 40 Jahre Wüstenwanderung und dann das gelobte Land.

 

Wüstenwanderung hieß für den Referenten Durststrecke. Immer wieder betonte er seinen Respekt vor denjenigen, die „dieses Elend der Wüstenwanderung“ durchstehen müssen. Aber die Wüste erwies sich als eine selbstgeschaffene. Sie sei der Umbau unserer Kirche, das alternativlos zu vollziehende Verkleinern unserer Kirche. Als Gründe dafür wurden die „drei großen D's genannt, die uns zusetzen: Demographie, Deinstitutionalisierung und Dezentralisierung. Das sind die Herausforderungen, vor denen wir stehen.“ Diese drei D's scheinen genug zu sagen. So musste der kategorische Imperativ nicht begründet werden: „ Wir sind eine Kirche, die muss kleiner werden.“ „Die erste Grundaufgabe der Hauptamtlichen und der Ehrenamtlichen ist Loslassen.“ „Diese Aufgabe ist unserer Generation gestellt.“ - Von wem?

 

Thies Gundlach war klar, dass Kleinerwerden Relevanzverlust bedeuten wird. Er sah die Zuschauer: „Viele, die davon ausgehen ( Säkularisierungsthese): Das hört jetzt bald auf mit diesen Frömmigkeiten und den Christen.“

Dass die Wüstenwanderung keine Freude ist, setzte er als Erfahrung seiner Zuhörer voraus: „Die Schmerzen der Anpassung, die vor uns sind, das ist überhaupt keine Prophetie. Sie haben das ja in diesen Tagen alle vor Augen.“ Trotzdem beschreibt er sich in seiner Selbstvorstellung auf der Webseite der EKD als jemanden, der mit „Lust und Leidenschaft“ den Reformprozess befördere.

 

Vorteil der „kleineren Einheiten“ werde sein, dass es weniger Neid und Konkurrenz gäbe und mehr familiäres Heimatgefühl.

 

Flüssig sollen die Strukturen werden, unterwegs, auf der Wanderschaft, wie im Mittelalter die wandernden Mönche. Überhaupt ist das Mittelalter Vorbild mit seinen Klöstern als geistlichen Orten, in denen stellvertretend für die Menschen geglaubt wird, die nur als flüchtige Besucher Kontakt mit dem Glauben haben. Aber auch die großen Kathedralen sollen weiterhin nötig sein, die die Glaubensflaneure anlässlich großer Feste aufsuchen werden.

 

Was wird bleiben von dem, was wir jetzt haben? Antwort: „Die Schätze der Tradition, der Väter und Mütter bleiben erhalten, die drei B´s : Bach – Backstein - Beten. 2050 werden wir das auch alles haben, zwar in kleineren Zahlen, aber wir werden das alles auch haben.“

Aber die kleinere Zahl sei nicht schlimm, denn: „Die Menge der Zeugen ist nicht ausschlaggebend für die Wahrheit des Zeugnisses.“

 

Diese selbst eingeschlagene Wüstenwanderung ohne Hoffnung auf Wunder, mit denen man erst mal nicht rechnen könne, und als ein Ausziehen der Linien, die wir jetzt haben, sie ist aber kein Selbstmord. Am Ende, nach 40 Jahren werden wir staunen „über Gott. Uns gibt es immer noch. Wider Erwarten gibt es uns immer noch.“ Denn Gott sei „ein Liebhaber ohne festen Wohnsitz“.

 

Dies belegte er in einem ersten Punkt „ Von der Freiheit Gottes“. Es folgte ein Abschnitt über die Sehnsucht der Menschen, jener Glaubensflaneure, Gelegenheitsbesucher. Zu seinem Höhepunkt wird der schöne Satz „Was haben wir für eine schöne Aufgabe, den Himmel offen zu halten.“

 

Der dritte Abschnitt handelte von der Stärke einer Kirche der Freiheit. Der Referent bat um Verzeihung, dass er diesen Begriff wieder aufnehme. Man soll sich treu bleiben, auch in seinen Fehlern.

 

Ohne Diakonie sei das Zeugnis nicht glaubwürdig, aber Kirche als Wertelieferant und diakonischer Träger, auch wenn es dafür Schulterklopfen und Anerkennung gäbe, sei nicht alles. „Wir brauchen die schönen Gottesdienste, die schönen Andachten.“ Einen Kummer habe er im Blick auf die Zukunft: Es gelte unseren Kernauftrag wieder zu entdecken, das Geistliche, von Gott zu reden und das mit einer kleinen, geistlich tiefen Minderheit. Das werde dann wie in den Städten auch in den peripheren Räumen auf dem Lande gelingen, wenn wir nur die Kunst erlernten, das loszulassen, was losgelassen werden müsse. Auf die Nachfrage, was er damit meine, werde er nicht antworten. Er sei nicht lebensmüde.

 

Dr. Katharina Dang

 

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Sinkende Mitgliedszahlen der Evangelischen Landeskirchen in Deutschland?

 

 Auf den ersten Blick ist ein deutlicher stetiger Abwärtstrend sichtbar.

 

Der prozentuale Anteil der Konfessionslosen in Deutschland hat in den letzten 20 Jahren sehr stark zugenommen. Davon wird ein Trend abgeleitet und das Zusammenschrumpfen der Christen auf einen kleinen Rest in Deutschland scheint unabwendbar.

 

Sieht man sich die Entwicklung jedoch im Rahmen der Bevölkerungsentwicklung in Gesamtdeutschland an, fällt folgendes in die Augen:

 

 

 

 

 

 

 

Tiefer Einschnitt Jahrgang 1918

 

starker Anstieg 1934

Tiefer Einschnitt Jahrgang 1945

 Pillenknick ab 1965 ff

Quelle: Statistisches Bundesamt: https://www.destatis.de/bevoelkerungspyramide

 

Die so viel beschworene Alterspyramide1 hat zwei tiefe Einschnitte, der eine – weist eine sehr niedrige Geburtenrate 1945 aus ( oder hohe Sterberate von Säuglingen, die das erste Jahr nicht überlebten ?). Der untere Einschnitt zeigt das gleiche für 1918.

 

In den Kriegen selber sind dagegen die Geburten nicht wesentlich rückgängig gewesen. Die Soldaten hatten auch Heimaturlaub.

 

Wer nicht geboren wurde, kann auch nicht sterben.

 

Wer sehr jung schon starb, stirbt nicht mehr dann,
wenn er dran wäre zu sterben – 70 bis 80 Jahre später.

 

Wenn weniger gestorben wird, scheint es so,
als würden die Menschen länger leben.

 

Zweitens fällt auf, dass es 1934 einen starken Geburtenzuwachs gab, der dann anhielt. Es war dies offensichtlich eine Folge der einsetzenden optimistischen Lebenszuversicht: Nun geht es wieder bergauf. Ähnlich ist der Zuwachs in den 50er Jahren zu verstehen. Klar war: Nie wieder Krieg. Es konnte nur noch besser werden nach der großen Katastrophe. Auch 1990 war ein Höchststand zu verzeichnen, dann folgt ein plötzlicher Einschnitt von mehr als 70.000 Kindern weniger. Langsam geht es wieder aufwärts bis 1997, von da ab wieder abwärts mit den Zahlen. Mindestens 200.000 Geburten/Kinder fehlen jedes Jahr. Die Stimmung in der Gesellschaft scheint direkt ablesbar an der Zahl der Geburten.

 

Auch fällt bei der Bevölkerungspyramide von 1970 der Pillenknick in die Augen: Ab 1965 wurde die Antibabypille in der DDR kostenlos und flächendeckend ausgegeben. Seit 1961 war sie schon in der Bundesrepublik erhältlich. 1972 wurde die Abtreibung in der DDR erlaubt, in der Bundesrepublik wurde in den 70 er Jahren sehr darüber gestritten. Ins Gewicht aber dürfte auch gefallen sein, dass die 1945 nicht geborenen oder gleich gestorbenen Kinder dann in das Heiratsalter gekommen wären. Es waren ca. 250.000 die im Vergleich zum Vorjahr 1944 fehlen. Deutlich sichtbar ist also, dass seit 1965 in Deutschland viel zu wenig Kinder geboren werden, um die Schrumpfung der Bevölkerung zu verhindern. Das ist jetzt also ein Zeitraum von 48 Jahren!

 

Wer nicht geboren wurde, kann auch nicht sterben.

 

Wer nicht geboren wurde, kann auch selbst keine Kinder zeugen oder gebären.

 

Trotzdem ist die Bevölkerung Deutschlands nach dem Krieg wieder angestiegen:

 

Durch die neuen Grenzen Deutschlands und die Vertreibung der Deutschen aus Ostpreußen, Westpreußen, großen Teilen Pommerns, Nieder- und Oberschlesiens und dem Sudetenland kamen mehr als 6,6 Mill. Deutsche bis 1950 in die alten Bundesländer, die übrigen 4,39 Mill. blieben in der DDR, viele in der Hoffnung, von dort aus wieder eher in die alte Heimat hinter der Oder zurückkehren zu können. 24, 3 % der Bevölkerung machten sie dort aus.2

 

1934 lebten in Deutschland insgesamt 66,02 Mill. Menschen und von diesen
9,23 Mill.
in den später verlorenen Gebieten. Zusätzlich lebten noch 6,47 Mill. vorwiegend Deutsche in den schon durch den 1. Weltkrieg verlorenen Gebieten. Auch aus diesen vorwiegend schlesischen und ostpreußischen Gebieten wurden die Deutschen am Kriegsende vertrieben.

 

Zu beachten sind auch die Umsiedlungen von mehr als 430.000 Deutschen aus nichtdeutschen Ländern, die unter dem Slogan „Heim ins Reich“ in den 30er und 40er Jahren von den Nazis durchgeführt wurden.3

 

 

Bevölkerung

insgesamt

Gebiet

der BRD

Gebiet

der DDR

Besonderheiten:

1934

66.02 Mill.

 

ca. 20,17 Mill.

Berlin 4,24 Mill.

1945-50

 

(6,6 Mill.)

(4,39 Mill).

Aufnahme von Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten 4

1950

69,35 Mill.

50,96 Mill.

18,39 Mill.

5 Mill. mehr Frauen als Männer!5

 

 

 

 

1 Mill. flüchten aus der DDR v.a..wegen der sozialistischen Zwangskollektivierung in der Landwirtschaft

1961

77,38 Mill.

56,17 Mill.

17,14 Mill.

Der Mauerbau beendet diese Fluchtwelle.

 

 

 

 

Die BRD schließt von 1960 – 68 Abkommen mit Griechenland, Spanien, der Türkei, Tunesien, Marokko,6 Portugal Jugoslawien ab, um Arbeitskräfte anwerben zu können.

4 Mill. kamen als Gastarbeiter in die BRD7

1973

79,05 Mill.

62,10 Mill.

16,95 Mill.

Die Ölkrise und damit verbundene Wirtschaftskrise ist der Anlass, die Anwerbung zu beenden.

1985

77,66 Mill.

61,02 Mill.

16,64 Mill.

Tiefpunkt der Bevölkerungszahl,

noch 3,5 Mill. Frauen mehr als Männer

 

 

 

 

Aufgrund des Entspannungsprozesse und des beginnenden Zerfalls der sozialistischen Länder kommen z.B. Siebenbürger-Sachsen in die BRD

1989

79,75 Mill.

63,72 Mill.

16,43 Mill.

Über Warschau, Prag und Ungarn gelangen Tausende DDR-Flüchtlinge in die BRD, weitere siedeln nach der Maueröffnung in die BRD über

1987- 2005

 

 

 

ca.3 Mill. Deutsche aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion werden zu Übersiedlung angeworben8

1995

82,82 Mill

66,34 Mill.

15,47 Mill.

Höchststand der Bevölkerung in Deutschland, danach rückgängig bis 2010

(davon 7 Mill. /ca. 9 % Ausländeranteil)

2001

 

 

17,12 Mill.

plötzlicher Zuwachs durch Mitrechnung West-Berlins (!)

2010

 

31.03.2017

81,75 Mill.

 

82,6 Mill.

 

65,42 Mill.

16,30 Mill.

noch immer 1,75 Mill. Frauen mehr als Männer, davon 0,25 Mill in der ehem. DDR

 

 

In den Statistiken ist Berlin unterschiedlich erfasst. In der Zeit der deutschen Trennung 1949-1989 wurden die ca. 1 Mill. Einwohner Ost-Berlins zum DDR-Gebiet gerechnet. Erst ab 2001 zählt West-Berlin offensichtlich mit. Dadurch wird der tatsächliche Rückgang der Bevölkerung auf dem Gebiet der ehemaligen DDR mit Ausnahme Berlins verschleiert.

 

Berlin hatte Ende 2011 3,5 Mill. Einwohner, davon 3 Mill. Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft und ca. 0,5 Mill. Ausländer.9Im übrigen Gebiet der ehemaligen DDR waren es nur noch 12,47 Mill. Einwohner deutscher Staatsbürgerschaft und 0,32 Mill. Ausländer, also 12,79 Mill. Einwohner.

 

Zum Vergleich: 1934 hatte Berlin 4,24 Mill. Einwohner, das Gebiet der ehemaligen DDR ohne Berlin 15,93 Mill.10 Nach dem Krieg hatte die Einwohnerzahl aufgrund der Aufnahme der mehr als 4 Millionen Vertriebenen einen Höchststand von ca. 17 Millionen Einwohnern (ohne Berlin).11 In den letzten ca. 60 Jahren hatte das Gebiet der ehemaligen DDR also einen kontinuierlichen Einwohnerverlust von ca. 4,6 Millionen Menschen, d.h. von 26 % der Bevölkerung vorwiegend aus Abwanderungsgründen zu verkraften, wobei 2,6 Millionen in den letzten 25 Jahren gingen, d.h. ca. 15 %!

 

In der Regel wandern bekanntlich Menschen im besten Arbeitsalter zusammen mit ihren Kindern aus. Das führte zur gegenwärtigen Situation auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Es ist eine Folge nicht nur der großen gesellschaftlichen Umstrukturierungen zu Zeiten des Sozialismus (Enteignungen, Zwangsgenossenschaften auf dem Land und der Repressalien gegen die eigene Bevölkerung), sondern auch der erneuten großen gesellschaftlichen Umstrukturierungen nach 1989: Rückübertragung von Eigentum, Schließung von Betrieben, Auflösung des Volkseigentums, Treuhandverkäufe.... Dabei ist zu beachten, das es in diesen Jahren bis ca. 2005 den Zuzug der Deutschen aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion gab, von denen etliche Hunderttausende den Bevölkerungsrückgang verminderten und so möglicherweise den Ausgleich für die vermutliche höhere Sterberate in diesen Gebieten erbrachten.

 

Das Gebiet der ehemaligen DDR und auch viele der Gebiete, aus denen die Vertriebenen kamen, war vor dem Krieg bekanntlich vorwiegend evangelisch. In der DDR-Zeit wurde jedoch sehr aktiv von staatlicher Seite daran gearbeitet, die Bevölkerung zum Atheismus zu bekehren. Dies funktionierte durch entsprechende Bildung an Schulen, in der Lehrausbildung und an Universitäten, durch Druck auf die Eltern, dass ein christliches Bekenntnis die Bildungs- und Aufstiegschancen der Kinder verringern würde und durch Druck an vielen Arbeitsplätzen, aus der Kirche auszutreten. Noch schlimmer waren die Repressionen in der ehemaligen Sowjetunion gegen Christen, mehr oder weniger auch in den anderen ehemaligen sozialistischen Staaten (Polen, Rumänien Jugoslawien, Sowjetunion), aus denen aufgrund der Anwerbungen dort lebender Deutscher seit 1961 insgesamt 4,5 Mill.in die Bundesrepublik kamen – , von denen ein großer Teil sich bei der Einreise als evangelisch bzw. katholisch registrieren ließ.

 

In der ehemaligen DDR gab es 1989 ca. 4 Mill. Evangelische12 und ca. 1 Mill. Katholiken von den 16,3 Mill. Einwohnern der DDR waren also ca.11 Mill. konfessionslos. Durch die Einführung des staatlichen Abzugs der Kirchensteuer 1990 traten Millionen von ehemaligen DDR-Bürgern aus der Kirche aus, da sie berechtigter Weise Angst vor hohen Steuernachforderungen hatten und einen Kirchenaustritt zu DDR-Zeiten in der Regel nicht beweisen konnten. Oft hatte man nur dem Pfarrer den Austritt erklärt. Auf den staatlichen Notariaten wurden die Austrittserklärungen nicht länger als zehn Jahre aufgehoben. Die übergroße Mehrzahl dieser 1990 bis ca. 1995 Ausgetretenen war kirchlicherseits nicht als evangelisch erfasst gewesen. Wie hoch die Zahl der „echten“ Austritte in dieser Zeit war, ist in den Statistiken nicht ersichtlich. Anderseits fehlten viele Rentner, die durch die Lohnsteuerdaten nicht erfasst wurden in den kirchlichen Dateien und wurden erst nach und nach wieder erfasst. Wie hoch die Zahl der Evangelischen 1989 wirklich war, kann darum nicht mit Sicherheit gesagt werden.

 

Nur von der Potsdam als Stadt, allerdings als einem sehr beliebtem Zuzugsort für Westdeutsche nach der Wende liegen mir Zahlen vor:

 

Bevölkerung Postdams nach der Religionszugehörigkeit 1855 bis 199813

 

 

Jahr

Bevölkerung

insgesamt

Davon nach der Religionszugehörigkeit

Evangelisch

römisch-

katholisch

Juden

sonstige 1

 

 

darunter

konfessionslos

Anzahl

1855

39 962

36 626

2 918

403

15

.

1895

58 435

53 041

4 733

477

184

.

1925

67 390

59 398

4 610

407

2 975

996

1933

73 676

65 640

5 593

299

2144

.

1939

126 241

106 200

10 199

225

9 617

2 339

1946

113 568

95 171

9 735

24

8 638

7 669

1950

118 180

95 508

10 103

14

12 555

.

1964

110 083

60 105

6 623

24

43 331

42 178

1998
s.
2

128 138

16 704

4 012

.

107 422

106 708

Von 1000

1855

1 000

917

73

10

0

.

1895

1 000

908

81

8

3

.

1925

1 000

881

68

6

44

15

1933

1 000

891

76

4

29

.

1939

1 000

841

81

2

76

19

1946

1 000

838

86

0

77

68

1950

1 000

808

85

0

106

.

1964

1 000

546

60

0

394

334

1998 
s.
2

1 000

130

31

.

838

833

 1 Sonstige Religionsgemeinschaften, konfessions los bzw. ohne Angabe der Religionsgemeinschaft

 2 Quelle: Stadtverwaltung Potsdam, Einwohnermelderegister

 

Die große Gruppe der DDR-Konfessionslosen und in der DDR-Zeit Ausgetretenen bilden heute zusammen mit denen, die vor allem seit den 70er Jahren aus den Kirchen im Westen austraten, die große Gruppe der Konfessionslosen Deutschlands.

 

Von den ca. 4,6 Millionen, die die neuen Bundesländer bzw. die DDR verließen, waren vermutlich eine Millionen Evangelische, die den Mitgliederverlust der westlichen Kirchen aufgrund von Austritten und Sterberate in den alten Bundesländer verdeckten.

 

Der immer wieder dargestellte prozentuale Rückgang der Christen an der Bevölkerung hat im Blick auf die katholische Kirche weniger stattgefunden. Ihr Mitgliederbestand ist durch die Zuwanderung der zumeist katholischen Gastarbeiter in den 60 Jahren zwar kurzzeitig etwas höher gewesen, aber im wesentlichen konstant geblieben, wenn man die Zahlen von 1960 und 2010 von 24 Mill. miteinander vergleicht, allerdings enthält die Zahl von 1960 nicht die Zahl der Katholiken in der DDR. Da diese 1989 mit 1,2 Mill. gerechnet wurde, ist zumindest in dieser Größenordnung ein Verlust an Mitgliedern zu beklagen. Auch hat die katholische Kirche danach keinen dauerhaften Zuwachs von dem Bevölkerungszuwachs von 25 Mill. (einschließlich der DDR) in diesen 50 Jahren gehabt, wodurch sich der prozentuale Verlust der Katholiken an der Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik von 13,9 %14 in diesem Zeitraum erklärt.

 

Da die Auswirkungen des sozialistischen Systems vor allem die Evangelischen betraf, ist ihr Mitgliederverlust im Blick auf Gesamtdeutschland in den letzten 60 Jahren deutlicher feststellbar, aber aufgrund der Zuwanderungen der Russland - und Siebenbürgen - Deutschen nicht so gravierend. Selbst das Forschungsinstitut fowid des „Humanistischen Verbandes Deutschlands“)15 stellt fest:

 

Die katholische Kirche nimmt jährlich um ca. 0,4 %, die evangelische um 0,2 % ab. Bei letzterer werden die Verluste infolge Austritt und Generationenwandel (geringere Taufrate als Anteil der Kirchenmitglieder unter den Sterbefällen) z. T. ausgeglichen durch Zuwanderung aus den stärker evangelisch (und konfessionsfrei) geprägten nord- und ostdeutschen Regionen.“16

 

Auf der selben Webseite heißt es allerdings auch: “Kein Zweifel herrscht unter Fachleuten - auch kirchlichen - ferner darüber, dass etwa um 2025 die Mehrheit der bundesdeutschen Bevölkerung keiner der beiden großen Kirchen mehr angehören wird. Im April 2005 hatte der EKD - Experte für Kirchenmitgliedschaft vor der bayerischen evangelischen Landessynode darauf hingewiesen, dass die evangelische Kirche innerhalb der nächsten Generation (d. h.bis etwa 2030) um ein Drittel schrumpfen werde. 17

 

Zusammenfassung:

Entscheidend für die in Graphiken aufgezeigte Tendenz ist, welches Jahr man als Ausgangsdatum nimmt, ob die Bevölkerung der DDR mitgerechnet wird und an welcher Stelle die Bevölkerung Ost- und Westberlins mitgezählt wird.

 

Da die Bevölkerungszahl Deutschlands seit der Nazizeit, d.h. mehr als 80 Jahre durch Zuwanderung insbesondere von Deutschen aus außerdeutschen oder nicht mehr deutschen Gebieten stabil gehalten wurde, nicht aber durch Geburten anwuchs, hängt die Mitgliederzahl der Kirchen entscheidend von der Konfession der Zugewanderten ab, nicht aber von den Taufen. Die Zahl der Geburtenjahrgänge in Deutschland ab 1948 ist stets wesentlich höher als die Zahl derer, die in dem jeweiligen Geburtsjahr in Deutschland Geborenen. Sie ist also durch Zuwanderung zu erklären.

 

Die Folgen der beiden Kriege des 20. Jahrhunderts lassen sich insbesondere durch die höhere Zahl der Frauen in der Bevölkerung aufweisen. Sie ist eindeutig kriegsbedingt. 1950 war der erste Jahrgang, in dem mehr Frauen als Männer vorhanden waren: derjenige von 1929 (ca. 2000 weniger). Im Jahrgang 1928 waren es schon 4000 weniger. Gefallen sind diese Männer als Hitlers letztes Aufgebot zumeist 1945 als 16 und 17-Jährige. Dies alles hat natürlich auch zu einer geringeren Geburtenrate beigetragen, als sie bei einer kontinuierlichen Bevölkerungsentwicklung in diesen Jahren stattgefunden hätte.

 

Die Kirchen haben sich im Blick auf diese beiden Faktoren als starke integrierende Institutionen erwiesen. Es ist ihnen bisher weitgehend gelungen, für die alleinstehenden Frauen (mit und ohne Kinder) da zu sein, was ihnen den Geruch einer Institution für Frauen eintrug.

 

Gleichfalls integrierend wirkten sie für die vielen Flüchtlinge und Aussiedler, Gastarbeiter und Asylanten, was ihnen relativ stabile Mitgliedszahlen erbrachte. Dies geschah, obwohl jene auch die Möglichkeit hatten, eigene Gemeinden zu gründen, wovon sie auch Gebrauch machten, wobei die katholischen fremdsprachigen Gemeinden ja weiterhin zur Katholischen Kirche gehören und in ihre Struktur eingebunden sind, während bei evangelischen und orthodoxen Gemeinden dies nicht der Fall ist. Doch ist der prozentualer Mitgliederanteil der fremdsprachigen Gemeinden an der Bevölkerung sehr klein, nicht aber ihre gesellschaftliche Bedeutung und ihr Wirken in die Gesellschaft hinein.

 

Insbesondere die evangelischen Kirchen konnten sich nicht gegenüber der sozialistischen-atheistischen Propaganda der DDR-Zeit behaupten, die auch wie überhaupt die sozialistischen Ideologie auch auf westliche Kreise Einfluss entwickelte und überzeugend klang.18 Nach der Vereinigung und dem großen Bevölkerungsabwanderung Richtung Westen sind die aggressiv-atheistischen Töne gegen die Kirchen in einem Maße in den Medien angewachsen, dass sie an die schärfsten Zeiten der Propaganda in den 50er Jahren der DDR und der Sowjetunion erinnern. Mir scheint, dass ein Intellektueller sich heute nur noch mit großem Risiko, nicht mehrvon Berufskollegen ernst genommen zu werden, dazu bekennen kann, Christ zu sein. Jede andere Religion ist heute in Deutschland mehr angesehen als das Christentum. Das kann man täglich im Internet und in den Zeitungen lesen.

 

Trotzdem sind die finanziellen Einnahmen der Kirchen durch Kirchensteuern und Staatsleistungen bisher nicht gesunken. Sie haben offensichtlich immer noch in weiten Teilen der Bevölkerung und auch der gesellschaftlichen Elite einen Rückhalt und werden als gesellschaftlich nützlich angesehen, auch wenn man selbst ihre Angebote nicht in Anspruch nimmt.

 

Die Kirchensteuereinnahmen sahen folgendermaßen aus19:

 

Jahr

Evangelische Kirchen

Katholische Kirche

1991

7600 Mill. DM

7866 Mill. DM

2000

8312 Mill. DM

9164 Mill DM

2008 Höchststand !

4586 Mill. €

5225 Mill. €

2011

4380 Mill. €

4918 Mill. €

 

Dieses Gleichbleiben der Einnahmen liegt vor allem an der Unterstützung sehr wohl-habender Kreise, während ein großer Teil der Mitglieder überhaupt nicht Kirchensteuer pflichtig ist. (s. D. Becker, Kirche in Raum und Zeit)

 

Aufgrund der eigenen sehr negativen Zukunftsprognosen im Blick auf die Entwicklung des Mitgliederstandes aufgrund von Überalterung und die davon abgeleiteten Verluste bei den Einnahmen hat in den letzten 20 Jahren ein Stellenabbau in beiden großen Kirchen stattgefunden, dazu die Schaffung von immer größeren Kirchengemeinden und Verwaltungseinheiten durch Zusammenlegungen, dass die Versorgung der Gemeindeglieder nur durch immense Kraftanstrengung der übriggebliebenen Mitarbeiter notdürftig aufrechterhalten werden kann.

 

Das jährlich mehr als geplant eingekommene Geld aber floss zunehmend auf die Rücklagen, da es eben im Haushaltsplan nicht für Ausgaben vorgesehen war und die letzte Zuweisung auch zu spät kommt, als dass man noch größere Ausgaben kurz vor Weihnachten tätigen könnte.

 

Diese zusätzlichen Gelder dienen in den Landeskirchen auch, um die Pensionsfonds abzusichern.20 Aufgrund der Zinsentwicklung wird eine immer größere Kapitaldecke benötigt. Auch ist die Gefahr groß, dass das angesparte Geld in den Finanzkrisen verloren geht. So fordert Prof. Franz Segbers eine Rückkehr zur Umlage finanzierten Altersvorsorge und eine Aufgabe der „kapitalgedeckten“ Pensionsfonds.21

 

Auf jeden Fall wird dieses jährlich mehr einkommende Geld kaum genutzt, um die aktive Arbeit der Kirchen zu unterstützen und das heißt Menschen für die Arbeit in Gemeinden freizustellen. Stattdessen werden die Einnahmen zunehmend genutzt für die Anschaffung von Sachwerten, da es den Gemeinden verwehrt wird, Mitarbeiter anzustellen. Die nun schon seit mehr als 20 Jahren dunklen Zukunftsprognosen im Blick auf die Mitglieder- und Finanzentwicklung droht zu einer sich als eine selbst erfüllende Prophezeiung zu werden.

 

Die Rettung nun darin zu sehen, aus den 16 Landeskirchen in Deutschland ein Großunternehmen zu gründen, damit die Kirchen effektiver auf dem religiösen Markt bestehen können, wird ihre Entfernung von ihren Mitgliedern weiter fördern und somit gerade nicht missionarisch wirken, sondern die Kirchenaustritte ansteigen lassen.

 

Stattdessen müssen wir in den Kirchen endlich aufhören, auf das Geld zu vertrauen, statt auf Gott. Auf Gott zu vertrauen, heißt aber auch den Menschen etwas zuzutrauen, vor allem den Engagierten in den Gemeinden, und der Wirkung des Wortes Gottes, wenn es von Einzelnen und in den Gemeinden gelesen und ausgelegt wird.

 

In welcher Form wir uns organisieren ist zweitrangig, ob als Interessengemeinschaft, gemeinnütziger Verein oder GmbH oder als Körperschaft öffentlichen Rechts. Alles hat Vor- und Nachteile, auch finanzielle. Natürlich fällt es schwer, gegebenenfalls die Verantwortung für ein reiches, jahrhundertealtes Erbe an Kirchen- und anderen Gebäuden, an Schulen, Akademien und vielem mehr womöglich aus der Hand zu geben, weil es in der bisherigen Weise dann nicht mehr finanziert werden kann. Dieses Problem sah auch schon Dietrich Bonhoeffer 1941. Er unterschied Nationalkirche, vom Staat finanziell unterstützt, Vereinskirche, die er mit Gemeindekirche gleichsetzt. Er geht aber nicht von einem „Entweder- oder“ aus, sondern sieht in beiden die Möglichkeit, dass sich die der Kirche Jesu Christi Angehörenden finden und versammeln. Die Hervorhebungen im Folgenden stammen von mir, um dies deutlich werden zu lassen.

 

Bonhoeffer schrieb „Ein Trinitatis-Gespräch 1941. Die Lage der Kirche und was sich daraus ergibt“ in Vorbereitung der 10. Altpreußischen Bekenntnissynode in Hamburg- Hamm vom 8.-9-November 1941.

 

Auszüge aus Bonhoeffers Vision von Kirche aus dem Jahr 1941

 

Die Kirche „begreift, dass das konzantinische Zeitalter zu Ende ist und das neue, 3. Zeitalter der Kirche wieder zu den Anfängen zurückkehrt, jedenfalls insofern, als zwischen der Kirche und den im Staat zusammengefassten Dingen dieser Welt eine Scheidung erfolgt. Hinter dem Gericht aber sieht die Kirche die Gnade des barmherzigen Gottes, der denen, die ihn lieben, alle Dinge zum Besten dienen lässt. Sie weiß, dass die Kirche Christi nicht stirbt, weil Christus nicht sterben kann. Sie erhofft von der Barmherzigkeit des Vaters, dass er um der Gebete seiner Kinder willen,auch in Deutschland noch Kirche bestehen lassen wird. Sie rüstet sich darauf, für diese Kirche die Lebensmöglichkeiten vorzubereiten, soweit das in der Macht von Menschen steht. Sie grüßt das kommende Zeitalter in dem freudigen Glauben, dass es eine durch das Kreuz geläuterte und gefestigte Kirche heraufführen wird.“22

 

Die ernste Gefahr, die der Kirche bei der neuen Wendung droht, ist die, dass sie über der Sorge für sich und ihre Glieder die Aufgabe und die Verantwortung vergisst, die sie der Nation und den Völkern gegenüber hat, und dass sie damit zur Sekte wird. Die Pfarrer und Gemeinden sind daher mit Ernst zu lehren, dass der Missionsbefehl ihres Herrn auch im nachkonstantinischen Zeitalter Geltung hat, und dass das Evangelium nicht Ruhe gibt, bis es wieder von den Dächern gepredigt werden kann.“23

 

Sowohl „in der Form der privatisierten Vereinskirche, als auch innerhalb einer vom Evangelium losgelösten Nationalkirche“ könne und werde die Kirche Jesu Christi ihr Leben haben.24 Weiter schreibt er:

 

Vom irdischen Organismus der Kirche kann nahezu alles zerstört werden. Was nicht zerstört werden kann, ist die Gemeinde. In der Vereinskirche ist die Gemeinde sozusagen von selbst da. Und die Bekennende Gemeinde wird in ihr sehr bald den entscheidenden Einfluß üben. In einer National-Kirche werden sich zu beiden Seiten eines inhaltlosen Staatsshintos sehr schnell 2 lebendige Flügel bilden, nämlich der katholische und der bekenntnistreue Evangelische. Denn es kann nicht gehindert werden, dass sich Gleichgesinnte um bestimmte Kanzeln scharen und irgendwie Gemeinschaft mit einander halten. Aus der Gemeinde aber baut sich der Organismus der Kirche immer von Neuem auf. Pfarrer und Gemeinden sind daher zu lehren, dass sie nicht auf Behörden zuschauen und über den Abfall von Evangelium zu klagen, sondern dass sie zur Bildung lebendiger Gemeinde zu helfen und dabei keine Stunde zu versäumen haben.“25

 

„„Die Zahl der Gemeindeglieder wird klein werden. Zur Vereinskirche wird nur ein Teil der jetzigen Evangelischen kommen. Und innerhalb der Nationalkirche wird vollends nur ein kleines Häuflein am Evangelium halten. Aber dies kleine Häuflein ist dann eben Kirche. Und von dieser Kirche muss alles weitere ausgehen. Wer ein Haus bauen will, darf nicht die Arme weit ausbreiten, um möglichst viele Steine auf einmal zu fassen, die er dann müde geworden als regellosen Haufen fallen lässt. Sondern er muss geduldig Stein auf Stein fügen, damit ein solides Fundament werde. Pfarrer und Laienhelfer sind daher zu lehren, dass sie nicht Zeit und Kraft durch zwecklose Bemühungen um Fernstehende zersplittern, sondern dass sie sich während der nächsten 10 Jahre auf die zu konzentrieren haben, die mit ihren Kirche sein wollen.“26

 

Die Kirche der Zukunft wird sehr arm sein.Sie kann daher nicht in Domen wohnen, die sie weder zu heizen noch baulich instand zu halten im Stande ist. Eine private Vereinskirche wird die alten großen Kirchen getrost aufgeben und dem Staat die Entscheidung überlassen müssen, was mit ihnen geschehen soll. Geschlossene oder fremden Zwecken zugeführte Dome mögen dem Kirchenfremden ein Beweis dafür erscheinen, dass das Christentum eine Sache der Vergangenheit sei. Aber an dem Urteil des Kirchenfremden liegt nichts, wenn nur andere überfüllte Kirchen zeigen, dass das Gegenteil der Fall ist. Bei einer Nationalkirche wird in den grossen Domen ohnehin Staatsshinto wohnen, der sie dann durch Musikaufführungen gelegentlich füllen mag. Die Kirche Jesu Christi aber wird in kleinen Gemeindekirchen zuhause sein, vielleicht noch in Häusern und kleinen Winkeln. Und sie wird der Stunde warten, da sie von Gott vielleicht wieder Vollmacht und Auftrag erhalten wird, in grossen Kirchen einer grossen Gemeinde das Wort zu verkündigen.Pfarrer und Gemeinden sind daher rechtzeitig zu lehren, dass die Kirche nicht den Beruf hat, Baudenkmäler zu erhalten, sondern lebendigen Menschen das Evangelium zu predigen.

 

... Eine evangelische Vereinskirche wird viel zu arm sein um 20000 akademisch gebildete Pfarrer so erhalten zu können, dass deren Kinder in der sozialen Schicht ihrer Eltern bleiben. Die Behörden werden dagegen nur ihre erbärmlichen Mittel wissen, Zentralisierung der Finanzen, Herabdrückung sämtlicher Gehälter auf ein gemeinsames Minimum und Einsparung von Pfarrstellen, bis jeder Landpfarrer 10 oder 20 Kirchen hat, die an den meisten Sonntagen geschlossen bleiben, und bis auf jeden Grosstadtpfarrer soviel Seelen kommen, dass er auch in der Vereinskirche sie nicht kennen und persönlich erreichen kann.In der Nationalkirche, deren Finanzierung vermutlich der Stadt übernehmen wird, wird es nicht viel anders sein. Denn die Finanzierung wird sich...in engen Grenzen halten. Und die geringe Beteiligung der Menschen an den Veranstaltungen der Nationalkirche wird eine dauernde Aufforderung sein, die Aufwendungen für sie herabzusetzen.

 

Dem gegenüber muss die Bekennende Kirche eine völlig andere, nämlich die biblische Auffassung vom Aufbau der christlichen Gemeinde zu Ehren bringen. Sie muss erkennen, dass die Leitung der Gemeinde durch einen mit monopolartigen Rechten ausgestatteten akademisch gebildeten Pfarrerstand keineswegs biblisch begründet, sondern das Ergebnis einer Entwicklung ist, die die konstantinischen Verhältnisse zur Voraussetzung hat, nämlich die Stützung der gesetzlichen Autorität durch die weltliche Macht. Wo diese Stützung fehlt, hat sich die christliche Gemeinde nie und nirgends von der Autorität eines geistlichen Standes erbaut, der dem Durchschnitt der Gemeindeglieder an Bildung und sozialer Stellung überlegen war, sondern immer von den Kräften her, die sich innerhalb der Gemeinden, so wie sie waren, fanden. Und diese Kräfte sind zunächst immer neben ihrem weltlichen Beruf tätig gewesen. Erst muss in der Gemeinde die Fülle der Dienste da sein, deren ihr Leben bedarf, bis sich daraus, bei sich vergrössernden Verhältnissen ein hauptamtlicher Pfarrerstand entwickeln kann. Wo sich aus dem Mangel an akademisch gebildeten Pfarrern eine Schrumpfung des kirchlichen Lebens ergibt, da ist das Wesen der christlichen Kirche entartet.“27

 

Ob es möglich sein wird, im Rahmen der der kommenden kirchenfremd geleiteten Kirche eine Bekennenden Kirche in der bisherigen Form zu haben, kann noch nicht gesagt werden. Ein Zusammenschluss derer, die mit Ernst Christen sein wollen, wird sich in jedem Fall in irgendeiner Form ergeben. Die Aufgabe der Bekennenden Kirche von heute aber ist es, den Neubau der Kirche mit Entschlossenheit anzufangen,..“28 und Bonhoeffer fährt fort: „...und zwar noch während des Krieges. denn es ist sonst niemand da, der das zu tun imstande wäre.

 

... Gott kann Wunder tun. Er kann alle Pläne , die jetzt von den Gegnern der Kirche verfolgt werden, zunichte machen und der Kirche die Freiheit schenken, ehe sie sich dessen versieht. Die Arbeit aber, die im Blick auf eine Zukunft, wie wir sie gegenwärtig vor Augen haben, geleistet wird, wird auch dann, ja gerade dann, ihre Frucht tragen.“29

 

 

In der Hoffnung auf Wunder Dr. Katharina Dang Berlin-Marzahn/Nord im Mai 2013

 

Anmerkungen:

1 Statistisches Bundesamt: https://www.destatis.de/bevoelkerungspyramide/ Stand vom 24.3.2012

5 „Im Zweiten Weltkrieg sind in einzelnen Geburtsjahrgängen bis zur Hälfte eines Jahrgangs der deutschen Männern umgekommen. In der Nachkriegsbevölkerung stirbt die Menge der überlebenden Männer tendenziell früher, als dies in einer durch Krieg unbeeinträchtigten Bevölkerung zu erwarten wäre. Verletzungen, psychische Belastungen, Mangelernährung oder gesundheitliche Gefährdungen durch Kampfhandlungen verkürzt bei Überlebenden die Lebenserwartung. Da diese Männer aber auch 50 und mehr Lebensjahre erreichen und erst dann verstärkt sterben, wirkt sich diese Veränderung der Gesundheitslage vom Krieg Betroffener nicht gleich nach Kriegsende aus. Bei einer Untersuchung der überlebenden Deutschen beider Weltkriege wurde festgestellt, dass die zu Kriegsende männlichen Jugendlichen später eine deutlich erhöhte Mortalität in den mittleren Altersstufen aufwiesen. Bei deutschen Frauen ist derartiges nicht erkennbar. Ähnliches lässt sich, nicht in gleichem Ausmaß, bei den anderen kriegsführenden Ländern beider Weltkriege beobachten.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Todesursache, Todesursache Kriegsdienst, Stand vom 24.3.2013)

6 2010/2011 2,3 % Muslime in Deutschland (ebd. S. 5. und 6), 3,9 % 2005 ( ebd. S. 3): „Ein besonderes Problem ist die zahlenmäßige Erfassung von Moslems. Mangels regulärer „Kirchen“ oder „Konfessionen“ wird hier gewöhnlich von einer kulturellen Zugehörigkeit ausgegangen. Die angegebenen 3.9 % sind also genau genommen nicht „Moslems“, sondern „Personen aus dem moslemischen Kulturkreis“. Tatsächlich sind nur etwa 400.000 Personen Mitglied in einer moslemischen religiösen Vereinigung, darunter etwa 110.000 in dem türkisch-islamischen Dachverband DITIB. Umfragen zufolge ist fast die Hälfte der oben erfassten Gruppe faktisch nichtgläubig und daher eigentlich den Konfessionslosen zuzurechnen. Legt man gar die formale Mitgliedschaft als Kriterium fest, sind sogar nur 0,5 % organisierte Moslems, während die Gruppe der Konfessionslosen entsprechend größer ist.“ http://fowid.de/fileadmin/datenarchiv/Religionszugehoerigkeit/Religionszugehoerigkeit_Bevoelkerung_1970_2011.pdf, fowid Forschungsgruppen Weltanschauungen in Deutschland, Stand vom 24.3.2013

9 (Statistisches Bundesamt, Bevölkerung und Erwerbstätigkeit,Vorläufige Ergebnisse der Bevölkerungsfort-schreibung, 2011,https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/VorlBevoelkerungsfortschreibung5124103119004.pdf?__blob=publicationFile – Stand vom 24.3.2013, darin: Bevölkerung Deutschlands seit 1950 nach neuen und alten Bundesländern )

10 (s. Deutschland und die Welt, Atlas für Beruf und Haus, Berlin , Im Verlag der Grünen Post, 1934, S. 132f)

11 Zusätzlich lebten auf dem Gebiet der ehemaligen DDR zwischen 350- 500.000 sowjetische Soldaten, die allerdings von der Bevölkerung strikt ferngehalten wurden, aber doch von ihr ernährt werden mußten. s. http://www.mdr.de/damals/archiv/artikel94768.html, zitiert wird vom mdr dort: Ilko-Sascha Kowalczuk,Stefan Wolle, Roter Stern über Deutschland. Ch. Links Verlag, Berlin 2010. , Stand vom 2.4.2013

12 Die Zahlen bei http://de.wikipedia.org/wiki/Christen_und_Kirchen_in_der_DDR von 5,4 Mill. Evangelischen und 1 Mill. Katholiken 1988 sind offensichtlich sehr überhöht. (Stand vom 1.4.2013

13  Landeshauptstadt Potsdam, Beiträge zur Statistik und Stadtforschung III/1999 S. 47, ebd: Letztmalig wurde auf dem Gebiet der ehemaligen DDR mit der Volks- und Berufszählung 1964 dieReligionszugehörigkeit statistisch erfasst.“, ebd.

14 Die Ausgangszahl für 1960 von 44 % bezieht sich allerdings nur auf die BRD, hat also im Blick auf ganz Deutschland aufgrund des höheren Anteils der Evangelischen in der DDR etwas niedriger gelegen.

15 Fowid ist ursprünglich ein Projekt der Giordano Bruno Stiftung. Ende März 2006 ging es in die Trägerschaft der Humanistischen Arbeitsgemeinschaft (HUMAG GbR), in der sich die Giordano Bruno Stiftung und der  zusammenfanden. Seit November 2007 ist fowid Teil des Humanistischen Pressedienstes, der vom hpd e. V. getragen wird.“ (http://fowid.de/fowid/ stand v. 24.3.2013))

16http://fowid.de/fileadmin/datenarchiv/Religionszugehoerigkeit/Religionszugehoerigkeit_Bevoelkerung_1970_2011.pdf, fowid Forschungsgruppen Weltanschauungen in Deutschland, Religionszugehörigkeit Deutschland. 1970-2011, Fassung vom 29.03.2012 . S. 8, Stand vom 24.3.2013)

17 ebd. S. 4

18 vgl. Die Welt vom 31.3.2013, 31.03.13: Gottverlassen Ostdeutschland – die ungläubigste Region der Welt Ein nachhaltiges Erbe der SED: Nirgendwo sonst gibt es so wenige Menschen, die einer Religion angehören. Wie ist es dazu gekommen? Eine Reise durch den Osten Deutschlands auf der Suche nach Antworten. Von Alan Posener, unter: http://www.welt.de/politik/deutschland/article114889749/Ostdeutschland-die-unglaeubigste-Region-der-Welt.html

19 http://de.wikipedia.org/wiki/Kirchensteuer_(Deutschland),  gerundet auf Millionen, Angaben der jeweiligen Kirchenleitungen für das Statistische Jahrbuch der Bundesrepublik Deutschland (Stand v. 3.4.13)

20 s. die Diskussion um den Artikel von Prof. Segbers unter http://www.mitteldeutsche-kirchenzeitungen.de/index.php?s=segbers

21 Franz Segbers"Umkehr aus dem Finanzkapitalismus: Rückkehr zur umlagefinanzierten Altersversorgung in den Kirchen", Deutsches Pfarrerblatt, Heft 3/2013, S. 143 – 148 s. unter: http://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt/archiv.php?a=show&id=3340

24 ebd.

25 ebd. S. 704

26 ebd. S. 705

27 ebd. S. 705-707

28 ebd., S. 708

29 ebd., S. 709